Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/244

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

gut ist / wird man sich ebenfalls hiernach und sonsten nach der situation des Landes zu achten haben / weil die Hertz-Wurtzel den Baum feste hält / gleichsam als wenn er mit Stricken und Seilen angehefftet und angepfälet wäre / daß er von Winden und seiner eigenen Last nicht niedergezogen werde.

§. 16. Die Bäumlein und Stämmlein sollen ferner / wenn sie ausgehoben / nicht lange liegen / denn sie sonsten von der Lufft / Wind und der Sonne ihren Safft leicht verliehren / sondern wenn sie eben an den Tag / da sie ausgehoben / wieder versetzet werden können / ist es am besten.

Solten sie aber weiter verführet oder nicht bald gesetzet werden mögen / und also etliche Tage bloß bleiben müssen / kan man sie hernach mit Stroh oder Mooß verbinden / oder nach Gelegenheit mit den Wurtzeln in lauchlicht Wasser legen / und alsdenn darauf versetzen / welches zum Bekleiben und Fortkommen besondere Hülffe thut / und den Safft und Feuchtigkeit resuscitiret.

Etliche legen die ausgehobene Stämmlein zuvor eine Nacht in eine Mist-Pfütze / so nicht undienlich.

Etliche Baum-Gärtner haben auch den Brauch / daß sie solche ausgehobene Stämmlein in die Erde schlagen / und die Wurtzel damit bedecken / hernach bey ihrer Gelegenheit dieselben nach und nach versetzen.

An den Stamm kan man auch bey dem Ausheben ein Zeichen machen gegen Morgen oder Mitternacht / daß derselbe Versatz wieder gegen solche Nord oder Ost-Seite gekehret werde.

Gute verständige so genannte Holtz-gerechte Leute aber / können aus eines ausgehobenen Stammes Rinde zum offtern erkennen / wo er gegen Mitternacht-werts zuvor gestanden.

§. 17. Die Stärcke derer Stämmlein / so zu verpflantzen / betreffend / so sind die besten / welche nicht über eines rechten Mannes Daum-Finger dicke seyn, denn diese bekommen am ehisten. Sonsten stehet zu eines jeden disposition[WS 1], ob man zum Versetzen einen Graben machen und die Bäumlein in einer Reihe hinein pflantzen / oder vor jeden Stamm ein Loch will zurichten lassen.

Gnug wenn sie nur tüchtig gesetzet werden.

Das erstere ist wohl sonderlich bey den kleinen Bäumlein das allerrathsamste, nimmt auch[WS 2] nicht so viel Raum weg und stehen die Stämme nicht so confus durch einander / die Lufft und Sonne kan besser durchstreichen / auch die Wurtzel in den Raum / so zwischen den Graben ist, und 4. 5. 6. oder mehr Schue breit seyn soll / sich ausbreiten.

Auf solchen Zwischen-Raum kan man auch der Gräserey geniessen und das Graß abschneiden / damit die Stämmlein von solchen nicht verdruckt und verdemmet werden.

Auf einen Acker können 8. 9. oder 10. Reihen neben einander kommen / und in den Gräben jeder Stamm

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: dispositon
  2. Vorlage: äuch
Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/244&oldid=- (Version vom 21.8.2021)