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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

wieder geheilet / worauf sie selbige zum andern mahl versetzen da sie denn sehr wohl bekommen.

Also ist in etlichen Provinzen sehr gebräuchlich / daß das Versetzen im Frühling verrichtet wird / ehe der Safft völlig in die Aeste tritt und die Knospen treibet.

Es ist aber dabey zu beobachten / daß es zu solcher Zeit geschehe / da kein Frost die Wurtzel trifft / sonsten erfolget Schaden / auch daß kein Frost noch Schnee bey dem Versetzen mit in die Grube komme / denn es verursachet eine Erkältung / so der Stamm lange Zeit nicht überwindet / und wenn bey dem Versetzen Fehler geschehen / so verdirbet der Stamm / oder da er gleich bekleibet / so dauert er entweder nur eine wenige Zeit und Jahre / oder erlanget doch keinen rechten Wachsthum.

Es ist aber hierinnen bey jeden Lande nicht einerley Regel zu gebrauchen / sondern nachdem der Boden und Clima ist / darnach ist sich auch in einem und andern zu richten / unterdessen ist es gewiß daß beym Herbst Versetzen die Winterfeuchte den Wurtzeln guten Safft und Krafft giebet / dergestalt / daß ehe der Frühling heran kömmt / der Baum damit zur Gnüge versehen ist; hergegen bey dem Versetzen in Frühlinge trucknet die Merzen-Lufft nicht nur den Safft in der Wurtzel und Stamm / sondern auch das Erdreich aus / welches denn hernach bey zu nehmender Sommer-Hitze mehr vertrocknet / daß also der Baum / wenn ihm alle Kräffte entzogen / gar leicht beym Versetzen verdirbet.

In späten April ist ebenfalls wegen der folgenden Hitze und warmen Winde zu besorgen / daß die Wurtzel nicht gnugsame Feuchtigkeit erlangen möchte.

Im übrigen ist so wohl wie gedacht bey dem Herbst als Frühlings versetzen zu beobachten[WS 1] daß solches bey zu nehmenden Mondenschein geschehe / ingleichen wenn die Witterung fein temperirt / nicht zu kalt noch zu warm / nicht trucken / noch zu naß ist / die Winde auch nicht starck wehen.

§. 10. Will man nun zum Versetzen schreiten / so muß man entweder die Bäume hierzu aus der Baum-Schule nehmen / oder wenn der Anflug und Wiederwachs zu dicke stehet / daß ein Stämmlein das andere nothwendig verdemmen muß / derer etliche fein behutsam ohne Beschädigung der Wurtzel / wie bereits angeführet / daraus ziehen.

Denn wenn man solche zarte Stämmlein mit Gewalt heraus reisset / so beschädiget und zerreissen leichtlich die kleinen Würtzlein von denen ausgezogen und[WS 2] darneben stehenden Bäumlein / die ihnen doch den besten Safft geben.

Denn die kleinen und neben-Wurtzeln / geben dem Baum die meiste Nahrung und Safft / , die großen aber thun auch das ihrige und halten denselben sonderlich gegen den Wind So weit nun die Trauffe des Baums gehet / so weit erstrecket sich auch meistentheils seine Wurtzel / welches denn in Ausheben und Ausgraben eine Nachricht geben kan.

Ferner so soll

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: beobten
  2. Vorlage: nnd
Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/241&oldid=- (Version vom 21.8.2021)