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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Jedoch ist unter allen durch das Säen / hernach durchs Versetzen und durch Sprößlinge das beste Fortbringen zu hoffen. Durch die Wurtzel / Ausschoßerlinge / Schnittlinge und Sencken lässet es sich bey wenigen Arten mit allzu großen Nutzen nicht practiciren; jedoch ist dieses alles nicht gäntzlich zu verwerffen. Vermittelst der Wurtzel aber geschicht es / wenn solche zertheilet und Stückweise in die Erde geleget wird / daß sie hernach ausschläget. Durchs Sencken / wenn ein Aussproßling / so nahe an Stamm ist / niedergezogen in die Erde geleget / hernach wenn er eingewurtzelt / von dem Stock abgeschnitten und weiter versetzet wird.

Die Schnittlinge sind / wenn ein Aestlein von einem Jahrwachs / daran ein Theil des alten Holtzes gelaßen und in die Erde geleget wird / daß etwas davon fürgehet / so schläget es alsdenn aus und wurtzelt ein. Es ist aber darbey zu beobachten / daß das Holtz so älter als ein Jahr / tieffer in die Erde komme / weil es leichter und desto eher wurtzelt; der Jahrwachs aber bleibet oberhalb in der Erde / und raget theils 2. 3. bis 4. Finger breit oben herfür.

§. 3. Wenn der Wiederwachs / so von sich selbst angeflogen oder gesäet worden / allzu dicke stehet / so kan man diejenigen Stämmlein oder Pflantzen / weil sie noch jung / sonderlich bey naßen Wetter (da die Erde sich leichter aus einander giebet / und die Feuchtigkeit bey der Wurtzel häuffiger ist) nur mit der Hand ausziehen / und die Wurtzeln / wo es behangen will / fein sauberlich lüfften / oder wo es sich mit der Hand nicht[WS 1] füglich thun lässet / fein behutsam mit einer Haue / kleinen Grabescheid und dergleichen ausheben / damit so wohl diese Wurtzeln / als die nahe beystehenden Stämmlein an sich selbsten und die Schalen nicht verletzet werden. Dieses nun soll geschehen / wenn die Stämmlein etwan 1. 2. 3. oder 4. Jahr alt / ehe die Wurtzeln mit den andern sich allzu sehr verwickeln / und ineinander schlingen / oder allzu starck werden.

So wird man auch die Jahres-Zeit / den Mondschein und Witterung / die Beschaffenheit des Erdreichs / die Art und Geschlechte der Bäume / und endlich das tüchtige Versetzen / wie allbereits oben mit mehrern erinnert / wohl in Obacht nehmen und sich darnach richten / bevorab weil jedes Holtzes Art und Geschlechte seine gewisse und besondere Eigenschafft hat / und also ein ander Tractament erfordert.

§. 4. Unter denen jungen Stämmlein / so zum Versetzen dienen sollen / seynd die besten / so aus Saamen erzielet werden / und also auch am sichersten, daß man solche darzu gebrauche / mit denen Schößlingen / und Sproßen aber / so von der Wurtzel ausschlagen, oder sonsten unten an Stamm stehen / ist so viel nicht auszurichten / bevorab da sie keine Würtzelchen haben; und wäre beßer man schnitte oder hiebe solche bey zeiten ab / so bald man sie gewahr würde / dann sie thun dem

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nich
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/238&oldid=- (Version vom 21.8.2021)