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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Dann solche sollen eher und besser wachsen / wenn sie aus guten in schlimmern Boden versetzet werden / weil die Gewalt des erstern mehr ins Holtz und in die Stämme treibet. Wenn aber der Boden nicht so gut und treibend ist / so behält der Baum seine Krafft in und bey sich / bekommt Knospen / und träget daher Früchte.

Man kan auch einen Baum hierinne gar wohl mit dem Menschen vergleichen. Denn wie solcher mehr und bessere Nahrung in jungen als bey mittel und männlichen Jahren gebrauchet / also verhält sichs auch mit denen Bäumen die bey dem Aufgehen und Aufschießen bessern Boden nöthig haben / als wenn sie hernachmahls fortwachsen sollen / da sie albereit ihre Wurtzeln und Stämme schon gnüglich erlanget und dadurch völlige Kräffte an sich ziehen können.

§. 5. Will man nun zur Saat oder Bestellung selbst schreiten / so gräbet man die Erde etwan eines halben Spatens tief wieder auf / und ebnet sie ein / ziehet darauf kleine schmahle Furchen etwan 2. oder 3. bis 4. Zoll tief in einer geraden Linie auf den Boden hin / stecket oder säet den Saamen oder Kerne drein / und[WS 1] ebnet es wieder mit einem Rechen zu.

Das Ansäen soll in Septembri oder doch in October, oder insgemein davon zu reden / wie bereits oben erwehnet / so bald ein jeder Saamen völlig reiff ist / in alten Monden beschehen / damit das Anziehen der Feuchtigkeit in neuen und zunehmenden Monden / und hernach das Aufgehen nach und nach erfolge.

Man könte sich hierunter / im Fall der Saamen gnugsam reiff ist / nach der Winter-Getreyd-Saat richten / daß es um eine Zeit geschehe.

Und dieses ist die Herbst-Saat; die Frühlings-Saat aber geschiehet so bald man in die Erde kommen kan / sonderlich wegen der annoch währenden Winter- oder Schnee-Feuchte / welche zum Aufkäumen / und Aufgehen sehr vorträglich ist.

§. 6. Es ist auch bereits vorher im 12. Capitel angeführet worden / daß am besten / man pflantze oder säe das Holtz lieber zu dicke als zu dünne / wohin wir uns bezogen und überdieß erinnert haben wollen / daß uns die Natur selbst zum dicke säen anweise. Denn es hat GOtt in derselben geordnet / daß das Holtz insgemein / so es für sich selbst / und ohne Zuthuung der Menschen geschicht / dicke und in großer Menge aufschießet und anwächset / dergestalt daß man zum öfftern kaum durch gehen oder sich durchtringen kan.

Wenn nun hierbey zu Haußwirthlichen Gebrauch Stangen / Reiß-Holtz und dergleichen nicht ausgehauen und geschnitten werden / daß eines für den andern wachsen kan / so verdämmen und unterdrucken die größern Stämme die kleinern und machen sich selber Raum zum wachsen / da denn diese verdorren /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nnd
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/233&oldid=- (Version vom 21.8.2021)