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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

setzen und solche aus einer Baum-Schule zu nehmen / nicht aber in Höltzern auszuheben / und wieder zu versetzen / dann dadurch geschicht doppelter Schaden / indem die Höltzer von Stöcken entblösset / und die Versetzten insgemein verderben / weil gar selten jemand das Versetzen wohl verstehet; zu welchem Ende auch ein jeder Haußwirth nach proportion seiner Güter eine dergleichen Baum-Schule halten müste / und wäre zugleich hierbey dieser Vortheil zu haben / daß man die besten Sorten des wilden Holtzes im Lande einführen könte.

Denn wenn nur einmahl eine gewisse gute Art davon an einem Orte anbracht / so vermehret sich solche hernach jemehr und mehr selber / und vertreibet die andere Arten / die nicht von der Würde oder Güte sind / zumahl wenn ihm des Besitzers Hülffs-Hand dabey entstehet.

Ferner so wäre auch billig / daß ein jeder / wenn er einen Baum fällen lässet / drey dagegen aus einer Baum-Schule nehmen und pflantzen müste / gleich wie es in Spanien gebräuchlich ist / von welchen denn zum wenigsten einer wieder völlig aufkommen / und den Platz ersetzen würde. Wie nun solche Baum-Schule anzulegen / wollen wir anitzo mit wenigen berühren.

§. 3. Und zwar von dem Boden oder der Erden anzufangen / so ist die ungetragene / oder lange geruhete Erde / verfaulter Rasen oder Holtz-Erde der beste Boden zu einer neuen Baum-Schule / als welche nicht nur sehr lucker ist, daß man das Stämmlein gar leicht Beschädigung der Wurtzel ausheben kan / sondern es treibet auch dergleichen Erde für andern vortrefflich wohl.

Doch soll die thonigte Erde mit etwas Sand und Düngung vermenget bey der Baum-Schule auch sehr gut thun / und die Stämme noch einmahl so gut und groß wachsen / als in der besten Erde.

§. 4. Wenn man nun dergleichen Boden zur Baum-Schulen hat / soll er vor Winters eines Spaten tief umgerissen / gegraben / oder gehacket werden / damit der Frost und Winter-Feüchte darinnen arbeiten und das Erdreich mürbe machen könne.

Den Rasen soll man hierbey völlig unterbringen auch oben / so viel möglich / alles Unkraut und Wurtzeln ausrotten und abbrechen / daß also das Feld so gut zugerichtet sey / als wenn man Möhren / Pasternack und dergleichen drein säen wolte.

Es wird aber hiermit eben nicht erfordert / daß der Boden zu solcher Baum-Schule gar zu gut und fett seyn müsse / denn sonsten die Stämmlein der Güte des Bodens also bald gewohnen / und wenn solche hernach in ein schlimmers Erdreich versetzet werden, haben sie kein Fortkommens / sondern verdorren / dahero ist besser / daß ein Bäumlein aus einem schlechten in einen bessern Boden komme.

Jedoch befindet sich auch wohl sonderlich bey denjenigen / so Früchte tragen / das Gegenspiel.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/232&oldid=- (Version vom 21.8.2021)