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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

wird / viel zum Wieder-ausschlagen contribuiret / welches bey grossen und alten Bäumen sonsten selten geschiehet.

Bey allen Hauungen wird die Wurtzel verstärcket und bekömmt mehr Safft zu treiben.

Denn der Safft kan denen Wurtzeln eine Zeitlang zu gute kommen / weil sie in die jungen Sommer-Latten nicht so viel / als in einen gantzen Stamm zu vertheilen hat.

Unterdessen so ist sicher / und giebts die Erfahrung / daß wenn eine Gegend zu Unter-Holtz wohl angeleget und recht gezogen / auch der Boden geschickt und gut darzu ist / solche reichlich zu nutzen / und alle und jede Haue so in 5. 8. 10. oder mehr Jahren geschehen soll / sich immer nutzbarer erweiset / als par exemple: bey dem ersten Hau / kan der Acker Unter-Holtz für 4. biß 5. Thlr. überhaupt verkauffet werden; bey dem andern hat er mehr Holtz getrieben und sich verbessert / daß er 5. biß 6. Thlr. und mehr gilt und so fortan.

Diesemnach ist leicht die Rechnung zu machen / wie viel 10. 20. 100. biß 1000. Acker / die Hauß-wirthlich zu Ober- und Unter-Holtz gezogen / innerhalb 50. Jahren / binnen welcher Zeit zum wenigsten 5. Gehaue durch und durch à 10. Jahren zu machen / an Nutzen abwerffen können / zumahl wenn dabey beobachtet wird / was inzwischen auch an Nutz-Holtz daraus verkauffet werden mag, als an Hopff- und andern Stangen / an Schlitten- Faß- Kuffen-Holtz / an Böttger und andern Reiffen / Leitern / Wagen- Acker-Geräthe, an Bau- und Brenn-Holtz / welches gewiß zu einer so grossen Summe ansteigen wird / daß es fast nicht zu glauben / geschweige die Gräserey / Hutweyde / Laub und Streu so dabey zugeniessen.

Hingegen wenn solche Orte nicht Hauß-wirthlich tractiret und obgedachte Nutzung nicht gnüglich beobachtet / sondern vielmehr negligiret werden / so ist der Schade leicht zuermessen / welcher viel und die meisten Einwohner dieser Lande betreffen muß.

§. 15. Man hält sonsten dafür / es wachse ein Bau-Stamm oder Ober-Holtz von Saamen besser als von einer Sommer-Latten eines zuvor abgetriebenen Stammes / denn dieses wird wegen des alten Stocks meist mit der Zeit und wenn der Baum starck wird / von innewendig wandelbar / dahero man bey Erziehung des Bau-Holtzes sich darnach zurichten / und sich des säens zu bedienen hat.

§. 16. Von Außgang des May an biß wieder in Herbst / oder deutlicher zusagen / von der Zeit an / da das Laub heraus bricht / und biß es wieder abfället / soll man kein Schlag-Holtz fällen / denn es schläget nicht wohl wieder aus / weil der Safft Sommers-Zeit über schon in Blättern und Baum / und nicht in der Wurtzel ist / überdiß die Sonnen-Hitze auch den Wiederwachs hindert.

Die rechte Zeit aber das Schlag- oder Unter-Holtz zu fällen soll seyn / von letzten

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/228&oldid=- (Version vom 21.8.2021)