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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

nicht so zarte als es in Monat April und May ist / da aber darinnen gegraset wird / möchte es wohl scharff zu verbieten seyn / keine Sommer-Latten abzuschneiden oder zubeschädigen.

§. 13. Dasjenige Holtz / so die Raupen und Käfer sehr angreiffen als Eichen und wild Obst, wird dadurch an Wachsthum sehr gehindert / und hat das Holtz / so solchen Ubel nicht so sehr unterworffen / als Pappeln / Weiden / Ahorn / und so fort / hierunter einen grossen Vorzug / auch deßhalber ein Absehen zu machen / daß man dieses eher und mehr pflantze / als jenes / aber von Käfern ist wenig oder selten das Laub-Holtz befreyet.

Wenn nun das Unter-Holtz oder dessen Wiederwachs / wie auch die Weiden durch das Vieh / starcke Fröste / gifftige Mehl-Thau / Raupen-Geschmeiß / oder aber durch Schlossen / Gewitter / etc. sehr beschädiget / verstümmelt / die Schalen verderbet und theils abgeschlagen / daß es knorricht oder butticht wird / so ist alsdenn rathsam / daß solche beschädigte Höltzer abgehauen werden / damit sie wieder aufs neue ausschlagen können.

Denn wenn sie einmahl verbuttet oder vergifftet / so schadet es so wohl dem Stock / als denen Sommer-Latten selbsten und können es in 2. biß 3. Hau-Zeiten nicht verwinden noch sich so bald wieder erhohlen / und bringen also mehr Nutzen / wenn sie abgehauen / aufs neue wieder herfür wachsen und treiben können.

§. 14. Die Zeit in wie viel Jahren das Schlag-Holtz abzutreiben / muß ein jeder Hauß-Wirth und Pfleger selbsten nach seiner Gelegenheit ordiniren und den Hau / wie er das Holtz am besten nutzen kan / und nachdem er solches für seine Haußhaltung bedürfftig / sonderlich das Erlen-Holtz zu 5. 10. 12. 14. biß 16. Jahren einrichten / in welcher Zeit es an etlichen Orten / nachdem der Grund und Boden gut ist / so starck wächset / daß es zum Verkohlen und zu Claffter-Holtz dienet.

Wo so viel Schlag-Holtz verhanden / daß man alle Jahr eine gewisse Refier oder Acker abtreiben kan / bleibet es ein stetiger continuirlicher Nutzen / sonderlich / wenn der Stock kaum 3. biß 4. Zoll hoch gelassen und fein glatt abgehauen wird, so schläget es auf denen Seiten in unterschiedenen Sommer-Latten aus / und wird von Hau zu Hau dichter.

Denn da zuvor nur 1. Stamm gestanden / schläget es wohl in 10. biß 12. Sommer-Latten und folgends in so viel Stämme aus.

Ja man hat auch Exempel daß grosse Claffterige Bäume / sonderlich die Pappeln / da solche abgehauen worden / auf dem Stock zwischen der Rinde oder der Schale / und zwischen den Stamm um den Stock herum ausschlagen / und Sommer-Latten getrieben / daß also solche wunderbahrer Weise recht in eine Runde herfür und fortgewachsen wiewohl es auch seyn kan / daß die Zeit / darinnen der Baum abgehauen

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/227&oldid=- (Version vom 20.8.2021)