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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Raum etlicher maaßen hierzu verhanden / daß wo Ober- und Unter-Holtz beysammen stehet / ein Hauß-Wirth auch jährlich die nöthige oder völlige Nothdurfft an Bau- Brenn- Kohl- und andern Nutz-Holtz / als Reifen / Vaß-Holtz / Pfählen / Stangen und dergleichen daraus erlangen könne / und also bey der Hauß-Wirthschafft kein Mangel an nöthigen und nützlichen Holtz fürfalle und des halben in einem Jahr nicht allzu viel abgetrieben werde / daß man hernach zu anderer Zeit darben müße.

Wenn denn auch der Grund und Boden in Wäldern durchs Baum-Säen also angebracht und verbessert ist / so kan man / sonderlich bey dem Unter-Holtz ein großes Theil Viehe im Lande mehr unterhalten.

Denn nach dem der Boden etwas geschlachter und ebener durchs Pflügen und Hacken gemacht / giebt er auch mehr Huth-Weyde und Gräserey / das die Mühe und Unkosten / so darauf gewendet worden / gewiß wohl belohnen wird da hingegen bey ungeschlachten und rohen Boden die Krafft und Würckung des Erdreichs nur ins Mooß und ander unnützliches Graß und Gestrüppe wächset.

§. 12. An welchen Orten und Gehauen man nun siehet / daß viel Buchen / Eichen / Erlen / Aschen / Bircken / Aspen und dergleichen Holtz / an statt des Tangel-Holtzes / anfleugt oder gesäet und gepflantzet worden / da ist am rathsamsten / daß man solches zu Schlag-Holtz ziehe / und wenn es 8. oder 10. Jahr alt abholtze / so werden alsdenn auf dem Stock / wie bereits erwehnet viel Schösserlinge / Sprossen oder Sommerlatten ausschlagen / und besser und geschwinder treiben als zuvor / ja in 8. 9. Jahren so viel wachsen / als erst in 20. Jahren nicht geschehen wäre / auch werden an der Wurtzel selbst wohl hin und wieder Schößerlinge ausschlagen / daß es also / je mehr es abgetrieben wird je mehr und häuffiger sichs aus breitet und vermehret / und wird dahero auch nicht unbillig alhier mit mehren Umständen zu wiederhohlen seyn / daß auch diese Sommerlatten fleißig geschonet werden möchten / und kein Vieh / wie es Nahmen hat / in solche gelassen werde / denn es thut alles Schaden / verbeißt / vertritt / und zerbricht die jungen Sommerlatten / welches nicht allein auf etzliche Jahr Schaden an Wiederwachs thut / sondern der Stock verdirbet auch dadurch meistentheils und schläget nicht wieder aus.

Denn der zurücktretende Safft welcher sonsten die Sprossen treiben solte / muß dergestallt in der Wurtzel bleiben, welches denn wegen der großen Feuchtigkeit dieselbe zur Faulniß bringet.

Jelänger man nun das neue Gehaue vor den Viehe hegen kan desto besser ist es / oder wenn es nicht anders thulich / so treibet man solches etwas später dahin / oder nur Kälber / welches denn in Monath Julio und in Augusto geschehen kan / da es das Holtz nicht so leichte verbeißet / weil das Laub etwas harte und bitter und

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/226&oldid=- (Version vom 21.8.2021)