Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/225

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Wasser-Bau und Eicheln-Mast hat / werden junge Eichen zu Laßreißern gelassen / und so fort.

§. 10. Soll also ein Hauß-Wirth und Vorsteher der Gehöltze wohl überlegen / ob bey seinem Grund und Boden vorträglicher sey / lauter Ober und Unter-Holtz / oder gemenget zu ziehen. Wegen des Schlag-Holtzes sind die meisten einstimmig daß es mehr und bessern Nutzen / als das Obere Holtz abgebe.

Nur kürtzlich hiervon etwas ferner anzuführen / so kan das Unter-Holtz continue und jährlich genutzet / auch in 10. und zum höchsten in 15. biß 20. Jahren ein mahl gar abgeholtzet werden.

Dahero folglich und unfehlbar ist / daß wo man das Ober-Holtz nur entbehren kan / man dessen nicht zu viel soll stehen lassen / jedoch kan man auch solches alles zusammen in 3. 4. 6. 8. oder 10. Jahren biß aufn Wipfel ausschneideln / oder nur die untern Aeste weghauen und zu Fütterung des Viehes / auch zum Brenn-Holtz brauchen / worgegen aber auch die Mast etwas ausbleibet und dergleichen Holtz weder denen Färbern noch sonsten zum Bauen durchgehends dienlich ist / weil es gar knötigt und aestig wird. Des Schlag- oder Unter-Holtzes halber sind zwar etliche der Meynung / daß die Stöcke endlich veralten und also die Sommerlatten nicht so wohl treiben können / als die jungen Stöcke / welches man etlicher maaßen dahin gestellet seyn lässet; Jedoch ist gewiß wann das Schlag-Holtz / so auf alten Stöcken stehet / zu rechter Zeit abgetrieben / und die Stöcke nicht zu hoch gelassen werden / daß es darinnen faulen könne / so verjunget sich ein alter Stock samt den Wurtzeln und schlagen selbige nicht allein bey und nechst den Stock aus, sondern auch wo sie hin und wieder hervor sproßen können und nicht zu tief in der Erden liegen / brechen sie in viel Sommer-Latten aus / und wo eine Sommerlatte an der Wurtzel ist / so bekommt sie auch mehr und neue Wurtzeln und vermehret sich also / daß aus einem alten Stock und Wurtzel viel neue werden / und das Holtz dicke anfleugt / wo es nur mit der Sichel / Sense und mit der Vieh-Trifft gewöhnlicher maaßen verschonet bleibet.

§. 11. Es bestehet dannenhero eine gute Haußwirthschafft sonderlich mit in Unter-Holtz / weil es nicht allein gute Holtz-Nutzung giebet / sondern auch zu geich in gewisser Zeit zur Gräserey und Huthweide dienlich ist / gestalt auch insgemein das beste und süßeste Graß zwischen und unter dem Schlag-Holtze auffwächset.

Bevorab scheinet eines vom Vorträglichsten zu seyn / daß man das Unter-Holtz in 5. 8. 10. oder mehr und weniger Jahren völlig genießen kan / hingegen aber das Ober-Holtz kaum nach Verlauff eines Seculi recht zu gebrauchen ist.

Es wird aber auch solches also einzurichten und eine jährliche Abtheilung zu machen seyn / sonderlich / da der

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/225&oldid=- (Version vom 21.8.2021)