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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

ziemliche Art zu wachsen haben; die andern Arten Bäume aber werden gar wenig und einzeln in grösten und tiefsten Wäldern / wo sie etwas wärmer stehen / gefunden.

Jedoch wäre nicht zu zweifeln / daß die Bircke / die mehr Kälte als die übrigen vertragen kan / nach dieser die Eiche / Ahorn / Asche / Ilme und dergleichen wohl aufzubringen seyn / und mit guten Nutzen an Gehengen in Ebenen und in Thälern gepflantzet werden möchten.

Weiter aber herunterwerts[WS 1] im Lande wäre den Castanien-Baum zu zeugen eine höchst nutzbare Sache / denn solcher nicht allein einen schleunigen Wuchs hat und ein herrliches Holtz zu allerhand Nothdurfft giebet / sondern auch eine nützliche Frucht traget / gestalt denn dieser Baum eben so wohl als die Eichen fortzubringen wie man bereits dessen viel Proben im Lande hat / daß bey etlichen adelichen Ritter-Gütern die Castanien in Menge als kleine Wälder gepflantzet, und wohl genutzet werden.

Und solte gleich der Nutzen wegen der Früchte nicht groß seyn / indem sie erfrieren möchten / so geräth sie doch gemeiniglich mit der Eichelmast / und ist das Holtz an sich selbsten so wohl / ja besser zu gebrauchen / als einig anderes[WS 2] Holtz / geräth nun die Frucht auch / so hat man gegen andern Holtz vielfältigen Nutzen; als welche für das Wildpreth und zahme Vieh eine sonderbahre Mastung ist.

§. 11. Hat man nun der Gelegenheit des Ortes sich erkundiget / so muß wegen Zurichtung des Bodens / in welchen der Saamen kommen soll / die nechste Sorge seyn.

Nun wäre zwar wohl rathsam und besser / daß man den Grund dazu umackerte / oder umhockte / das Unkraut alles ausrisse und gätete / auch wohl gar umgrübe; allein weil jenes wegen des unebnen Landes / Steinen und Wurtzeln sich nicht / oder doch am wenigsten Orten practiciren lässet / so ist wohl der sicherste Weg / daß man auf den rohen Boden säe / hernach mit Hacken die Erde aufhacke / damit der Saamen dieselbige ergreiffe; oder man hacke zuvor die Erde auf / und räume das Mooß / Rasen und Unkraut weg / hernach streue man den Saamen aus / und rechne selbigen so viel möglich ein / daß er in die Erde komme / und ob gleich die Kosten etwas schwer / ein so groß Stück Landes wohl zu hacken und um zu arbeiten / so scheinet es doch am besten zu seyn / daß man sich dessen gebrauche und beym säen nach den Boden / was für Erde er führe und nach der Gegend / ob es Fläche / Hügel Thäler / oder Gebürge seyn / sich richte / denn theils Erde muß wegen obiger Umstände gepflüget / oder gehocket / theils gehacket / theils gegraben werden / gnug ists / wenn der Saame nur bey gedachter Arbeit die Erde ergreiffet / so schläget er schon aus und gehet bald auf.

Welches in sandigten Lande zu spühren / da der Anflug sich eher findet / als in guten und beraßten Boden.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: herunterwers
  2. Vorlage: nnderes
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/213&oldid=- (Version vom 21.8.2021)