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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

gemachet wird / welches zum öfftern in einem Wald oder wohl gar geringen Revier / sich auf viel Acker erstrecken kan / derohalben alle mügliche Vorsichtigkeit auch nöthige und wohl überlegte oeconomie in Anfang bey den Säen zu adhibiren / und die Wege richtig abzuziehen und abzustecken / damit man solches hernach mit Schaden nicht bereue; jedoch kan nicht untauglich seyn / daß an solchen Orten / wo nur Wege zur Holtz-Abfuhre nöthig / man die leere Plätze durch und durch besäe / und hernach wenn der Wiederwachs erstarcket / erst nöthige Holtz-Wege durchhaue / und inzwischen den Wiederwachs daselbst genieße; wo aber Strassen / Vieh-Trifften / und gebräuchliche Nachbar-Wege verhanden / die sollen stracks anfänglich in gewöhnlicher Breite gelassen / und auf beeden Seiten wohl verwahret werden / damit kein Schaden an selbigen geschehe und der Boden so viel nur möglich zum Holtz-Bau menagiret werde.

§. 8. Will man sich nun auff sattsamen Wiederwachs befleisigen / so wird vor allen Dingen wohl zu untersuchen seyn / an welchem Orte derselbe am nützlichsten fort- und angebracht werden könne. Wo es rathsamer und nützlicher sey Getreyde als Baum-Saamen ins Land zu säen / giebt sich von sich selbst / welches ein erfahrner Hauß-Wirth am besten wird zu judiciren / und sich nach den Grund und Boden / auch andern Umständen des Ortes und dabey habender und führender Nahrung zu richten wissen / ingleichen wasserley Baum-Saamen an einen und andern Ort am besten und vorträglichsten zu gebrauchen / wozu bey diesem Tractat hin und wieder sattsam Anleitung gegeben worden.

Sonsten aber so entstehet der Wiederwachs zum Theil / wenn in bestandenen Wäldern junge Eichlinge / Büchlein / Tännlein / Fichtlinge hie und da wo die Stämme hin und wieder einzeln in Höltzern abgehauen werden / aufwachsen.

Allein weiln solche keine freye Lufft / Sonne und Raum unter und zwischen denen hohen Bäumen haben / von den Tropfen derer großen Bäume beschädiget / verdrucket / auch von Mooß und Gestrippe verhindert werden / so ist es gewiß / daß die wenigsten aufkommen / oder doch in zehen Jahren nicht so weit fortwachsen / als der junge Wiederwachs / so in Freyen ist in 1. oder 2. Jahren thut / der durch Saamen-Bäume / oder durchs säen geschicht / und in jungen offenen und freyen Gehauen zu befinden. Dannenhero an denen Orten / wo das grosse Holtz oder die Bäume eintzeln oder sehr dünne stehen / welches hier zu Lande Scheer-Holtz genennet wird / nehmlich wo das beste Holtz schon heraus gehauen / ist es wohl am vorträglichsten daß solche Plätze gäntzlich biß auf die nöthige Saamen-Bäumen / abgetrieben werden / sonderlich wo

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/211&oldid=- (Version vom 21.8.2021)