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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Fundit humo facilem victum justissima tellus

saget abermahls VIRG. Georg. 2. d. i. Die Erde erzeiget sich unter allen Creaturen am meisten billig und gerecht / indem sie uns den Unterhalt gar leichtlich darreichet / wenn wir ihr den Saamen anvertrauen und Hand anlegen wollen.

Dahero sollen wir es uns nicht selbst schwer machen, als ob die wilde Baum-Saat nicht fort zubringen, oder allzu viel Arbeit und Wissenschafft erforderte, allermassen es gewiß, daß derer observationen, so sich künfftig bey Säung des wilden Baum-Saamens ereignen werden, nicht wenig seyn dürfften. Gleichwie aber die Gärtner niemals auslernen mögen, und sie dißfalls von vielen Nationen, zu Erzielung fruchtbarer Bäume, und andern schönen Gewächsen, und Früchten, eines und das andere erlernen, und erforschen müssen.

Also wird es auch nicht ermangeln, daß wegen glücklicher Säung derer wilden Bäume, man gleichfals embsig forschen, bedächtig probiren, und Versuch wird thun müssen, biß man näher zum Zweck gelange, genauere Nachricht und dienliche Anmerckungen hierzu erforsche, und ergründe, in zwischen mag man nur getrost Hand anlegen, und zwar an ein solches wichtiges Werck, so uns und unsern Nachkommen so reiche Schätze und Auskommens verheißet, so wird die gütige Natur und die Erde das ihrige beytragen, und das höchstnöthige Unternehmen mehr facilitirt werden, als man sich vorjetzo einbilden kan, denn nach eines andern Poëten Ausspruch:

Omnis terrae labor prodest,
Terra mitis, benigna, indulgens, usque
Mortalium semper ancilla, quae coacta
Generat, quae sponte nutri,

welches so viel gesaget ist: Keine Arbeit, die man bey der Erden anwendet, ist vergebens, sondern bringet alle guten Nutzen.

Die Erde ist gütig wohlthätig, auch zu der Menschen stetigen Nutz und Gebrauch eine inmerwährende Dienerin, die zwar etwas zu zeugen und hervorzubringen anfangs will gezwungen seyn, hernach aber diese ihre Leibes-Früchte von freyen Stücken willig ernehret und aufferziehet.

Weil auch GOtt selbsten sprach: Es lasse die Erde auf gehen, Graß und Kraut, das sich besaame, und fruchtbare Bäume, daß ein jeglicher nach seiner Art Früchte trage, und habe seinen eigenen Saamen bey ihm selbst auf Erden, und es geschach also; Und die Erde ließ aufgehen Graß und Kraut, daß sich besaamet ein jegliches nach seiner Art, und Bäume die da Früchte trügen, und ihren eigenen Saamen bey sich selbst hatten, ein jeglicher nach seiner Art Gen. 1. V. 11. 12. so ist ja gnugsam zu schliessen, daß der Allmächtige Schöpffer / von Anbegin der Welt her gewolt, daß gleichwie alle, also

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/205&oldid=- (Version vom 21.8.2021)