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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

wenn so viel Plätze / Räume und Stellen sollen ledig / unbesäet / und unbepflantzet / und also unnutzbar stehen / die man doch auf obige Art wohl nutzen könte.

Man überlege z. E. von einem bloßen Acker Holtz-Land auf dem nichts stehet / könte man wenn er bepflantzet wäre zehenjährige Nutzung zusammen gerechnet / jährlich 1. 2. 3. 4. oder mehr Thaler profitiren / und wenn man die 10. Jahr nicht rechnen wolte könte doch davon in kurtzen an Graß / Weyde / Schneidel- Reiff- und Reißig-Holtzung / jungen Bäumlein so zu versetzen oder zu verkauffen sind / etwas gewisses und austrägliches genommen werden.

Wenn nun so viel 1000. Acker in Lande seyn / so unbesäet oder unbepflantzet liegen / ist leicht der Schluß zu machen / wie grosser Schade an Einahme dabey entstehe / der vielfältigen Manufacturen / so aus dem Holtz zu verfertigen wären / anjetzo zugeschweigen.

Wenn es müglich seyn könte / daß die vielen Gegenden / Flecken / Hügel und Berge / die in hiesigen Landen leer und ohne Holtz stehen / auszumessen und auszurechnen / so würde man befinden daß eine unsägliche Summa gar leicht aufgebracht werden könte / wenn ein jeder Haußwirth / so Raum und Platz dazu hat / nur Jährlich etzliche Körnlein / oder Hand voll Saamen darzu ausstreute / da man denn gewiß über keinen Holtz-Mangel künfftig zu klagen Ursach haben dürffte.

Wannenhero auch jederman jährlich den Baum-Saamen / so ihm seine noch übrigen Bäume geben / einsammeln / solchen nicht vergebens auf die Erde fallen / und verderben lassen solte / in mehrer consideration, daß ob er gleich selbigen nicht alle selber brauchet / doch den Rest verkauffen / und ins Geld setzen kan / welches an theils Orten ziemliche Nahrung bringen dürffte.

Käuffer aber hat sich zu prospiciren / damit er tüchtigen Saamen überkomme / und zu dem Ende solchen zu vor probire, indem er in ein mit Erde gefülltes und an einen warmen temperirten Ort gesetztes Gefäße / etzliche Körner davon stecket / solche zehlet und hernach mit Fleiß wahr nimmt / ob alle oder die meisten Körner auskäumen / und aufgehen oder nicht.

§. 49. Ubrigens greiffe man das Werck mit GOtt an / so wird es an einem guten success nicht ermangeln / allermassen wir uns dessen Beystandes und Hülffreicher Hand darbey gewiß zu getrösten haben.

Solt es auch gleich im Anfang sich etwas schwer anlassen / und ein schlechtes Ansehen zeigen / ja fast ein unmügliches Werck zu seyn scheinen / aus Ursachen / weil man des Säen und Pflantzens bishero nicht gewohnet noch benöthigt gewesen; so wird doch die Erfahrung alles geben / und es sich nechst Göttl. Hülffe / mit großen Augenscheinlichen Nutzen gar wohl practiciren lassen.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/204&oldid=- (Version vom 20.8.2021)