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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

säe / und pflantze / scheinet wohl am besten gethan zu seyn.

Denn der Saame gehet nicht alle auf / indeme er nicht alle gut / oder theils zu tief / theils zu seichte in die Erde kömmt / unter einen Rasen / Erdschollen / Stein u. d. g. verfället / oder wird von Thieren / Vögeln / Mäussen und Würmen gefressen / in aufgehen die Pflantzen abgebissen / durch Schloßen / Frost / Hitze / Dürre / etc. beschädiget / oder es wachsen die Bäume theils krumb / knödig und höckrig auf / daß man selbige zu den benöthigten Nutzen nicht anwenden kan. Und so es endlich ja allzu dicke stehet und sich an Wachsthum hindert kan man eher etwas ausheben oder gar weghauen / als wieder dahin pflantzen / und das weggehauene schon nutzen / sonderlich ist das letztere gut bey dem Unterholtz / denn das abgehauene schläget wieder aus / da inzwischen die Stämmlein so stehen bleiben auf wachsen und Ober-Holtz geben können / also muß man doch in 2. oder 3. Jahren Raum machen / und die überleyen Stämmlein abhauen / oder ausziehen / und die jenigen so stehen bleiben / in eine feine und gewisse distantz bringen, damit sie bessern Wachsthum und Raum erlangen / ja wenn man es nicht selbst ausschneidelt oder ausziehet / und diejenigen Stämmlein / so den andern in Wachsthum ungleich / nicht abhauen könte / so hilfft die Natur sich selbst / und verdruckt doch eines das andere mit der Zeit / und das stärckeste behält die Oberhand; dahero lehret es uns die Natur gnugsam selber / daß man das Holtz dicke säen und pflantzen soll; dann insgemein viel junger Wiederwachs / so von sich selbsten anflieget / stehet so dicke in einander / daß man schwerlich oder gar nicht durchgehen kan / dahero man eine solche Gegend eine Dicke nennet.

Das Erdreich wird auch besser durch die vielen Wurtzeln / so die Menge derer Stämmgen werffen / gelüfftet / und da der Stamm abgehauen / giebt die rückbleibende Wurtzel / so bald solche faulet / eine gute Erde.

Ist es Holtz so Laub trägt / so giebt es / wenn es abgehauen wird / und nachgehends wieder ausschlägt / mit der Zeit das beste Schlag- und Unter-Holtz / auch wenn es dicke stehet / so wächset kein Unkraut darzwischen / und kan dieses nicht aufkommen / wes wegen auch dadurch das Gäten oder Auskrauten erspahret wird / und ist besser es wachse die Fettigkeit der Erden ins Holtz / als ins Unkraut / welches hernach / wenn es starck wird / nicht wohl zu vertilgen / hingegen das überleye Holtz kan man nutzen / zu Stänglein / Reiffen / oder auch zu Feuer-Holtz. Befindet sichs aber daß der / Saame nur fleck weise aufgehet / und leere Plätze bleiben / so muß / man solche aufs neue besäen / oder theils von den gesäeten Saamen aufsuchen / um zu sehen / ob er noch frisch / und zum Aufgehen noch Hoffnung sey / und also das neue Säen unterlassen.

Es muß aber das neue Säen geschehen / ehe das nahstehende Holtz zu groß wird /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/197&oldid=- (Version vom 20.8.2021)