Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/189

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 17. Weil wir auch der Witterung und Jahres-Zeiten nicht Meister seyn können sondern solche wircken und regieren lassen müssen / wie es sich ereignet / also kan man auch keine so gar gewisse Reguln geben / wie sich bey dieser oder jener Jahres-Zeit zuverhalten / sondern man muß sich bey ereignenden Fällen nach dem Wetter achten / und also das Säen / Pflantzen und Wartung der Bäume darnach einrichten / jedoch mag die Zeit / wovon obgedacht worden / so viel müglich / hier in acht genommen werden; die Erde thut alles was sie thun kan / und unterlässet nichts / alleine sie will auch der Zeit nach / und vernünfftig tractiret seyn / sonsten kan sie ihre Würckung nicht richtig vollziehen.

Denn wenn man sie zu unrechter Zeit bearbeitet / oder ihr Saamen giebet / so kan sie solchen ihrer gütigen Art nach / nicht bewirthen und nöthige Nahrung geben / sondern muß ihn in ihren Schoos selbsten verderben / und vernichten lassen. Derohalben muß man hierinnen sehr vorsichtig gehen / wohl ergründen und überlegen / welche Zeit des Jahres ein jeder Saame zum Aussäen erfordere.

Insonderheit ist in acht zunehmen / damit der Saame / so zärtlicher Art Bäume ist / nicht also gesäet werde / daß selbiger aufgehe / wenn die grossen Fröste pflegen einzufallen / sonsten gehet die junge und zarte Pflantze verlohren.

§. 18. Die Haupt-Regul ist wohl diese: daß der wilde Baum-Saame in genere so bald er reiff ist / das Erdreich haben will / und je frischer der selbe gesäet wird / je besser ist es / desto schädlicher aber / wenn er ausgedorret / und die Herbst und Winter Feuchte in der Erde nicht über kömmt / derohalben es am besten und rathsamsten / wenn es müglich ist / entweder solchen so bald er eingesamlet / flugs gesäet, oder mit Erden auff etzliche Tage biß zur Saat vermenget. Denn so bald er von sich selbst ausfället / oder ausfleuget / hat er seine vollkommene Feuchtigkeit noch bey sich / dahero wenn er so denn die Erde ergriffen / bekommet und geräth er auch desto eher / und leichter / und ist also der Natur / wie sie uns solches zeiget / in Säen nachzuahmen / daß er nehmlich noch frisch und safftig die Erde erlange.

§. 19. Man kan nun solche Saat so wohl im Herbst als Frühling vornehmen. Denn in Fall nicht in einer von diesen Jahres-Zeiten gnugsam Zeit hierzu verhanden / mag man sich aller beyder wohlgebrauchen / damit desto mehr verrichtet werden könne / und so es wegen der Witterung mißlingen solte / so wird doch eine Jahres-Zeit hieran das ihrige thun / und da zum Exempel die Frühlings Saat verderben möchte / dennoch die Herbst-Saat bestehen.

Sonsten

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/189&oldid=- (Version vom 21.8.2021)