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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

auch hierbey betrachten / welches Holtz am nützlichsten und am besten zum gemeinen Gebrauch sey.

§. 21. Indem auch / wie schon oben berichtet / offtmahls Leimen Kieß / Thon / Sand etc. schichtweise über einander liegen / so hat man ferner anfügen sollen / daß man diejenigen Schichten so derben und festen Boden haben / als der Leimen und Thon ist / biß auf die andern Schichten / wenn sie nicht gar dick sind / durchgraben könne / da denn durch solche Gruben das Wasser so auf dem festen Boden oberhalb gestanden wegfället / und der Wurtzel fort zu treiben / Lufft und Raum gemacht wird.

Soll man also billich eine Grube von einer halben / oder 1. biß 2. Ellen und mehr tieff graben / und die Beschaffenheit des Erdreichs / und wie die Schichten auf einander liegen sich zuvor erkundigen / daraus denn zuschliessen / ob die Erde tieff aufzugraben / und wie sich in Säen und Pflantzen zu verhalten / damit man denen Wurtzeln so viel möglich ihr Fortkommen verschaffe / ingleichen daß das Wasser auf dem festen Boden nicht stehen bleibe / und der Wurtzel Schaden zuziehe / sondern tieffer eindringe / und das Erdreich um und unter der Wurtzel lucker mache / jedoch muß bey allen Verbesserungen zugesehen werden / daß die Wurtzeln nicht hohl bleiben und liegen / denn wenn selbige ihre gute Nahrung haben / kan man hoffen / daß der Baum wohl bekleiben und zunehmen werde / wo nun guter und tüchtiger Boden ist / muß man die Arten der Bäume / so wohl frembder als einheimischer welche viel Safft und Nahrung gebrauchen / (so man von der safftigen Schale und Blättern ersehen kan /) einbringen / damit sie genugsamen Zugang haben und nicht verderben.

Ist er aber geringe / naß / steinigt und so fort / gemischt[WS 1] / oder hart kiesicht / daß man solchen kaum mit einer Spitz-Haue aufhauen kan / so pflantzet oder säet man darauf / was nicht tieffe Wurtzeln wirfft, sondern selbige nur oben in der Tam-Erde führet / und der Boden nach solchen Eigenschafften am besten tragen möge / denn es ist besser geringes / als gar kein Holtz haben.

Soll man sich aber gar nicht wohl in die Art des Bodens schicken können / was es für Art Holtz am besten fortbringen möchte, massen diese Wissenschafft wie sonsten gedacht worden / nicht so leichte / als die Getraide[WS 2] Saat auszulernen / da man in wenig Jahren der Sache etwas klug werden / oder doch alle Jahr ändern kan; alleine wenn der Saame einmahl gesäet / so ists hernach in vielen Jahren nicht zu redressiren und zu ändern / dahero am sichersten man säe allerhand / und wenn man wahrnimmt / welche Art kein Fortkommens haben will / so kan man solche eher ausheben oder gar weg hauen als dahin pflantzen.

§. 22. Es ist aber bey deme was bißhero von Grund und Boden gehandelt worden / auch dieses zu mercken / daß ein jeder

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gemsicht
  2. Vorlage: Geträide
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/178&oldid=- (Version vom 20.8.2021)