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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 18. Ist der Boden auch sonst geringe und nicht nach Wuntsch / so kan man doch Hülffe schaffen / wenn die Unkosten wegen der Arbeit nicht allzu hoch steigen / daß man lässet Gruben graben / selbige mit Mooß / kleinen Reißig / Laub / Heyden / Farren-Kraut von unten heraus zufüllen hernach etwas weniges von Erde darinne anzünden / gestalt alles was auf der Erde wächset / das wird mit der Zeit wieder zur Erden / und weil es in währender corruption ist / dienet es zur Düngung der Erden, denn die Corruption veruhrsachet eine fermentation, und diese giebt dem nahstehenden Holtz eine fürtreffliche Nahrung welches denn ein sehr leichtes und gutes Mittel zu Verbesserung des Bodens / da hingegen gute Erde oder Mist / Teichschlamm und andere Düngung dazu anzuführen viel zu kostbar seyn dürffte; ist aber des Grund und Bodens wenig / so betragen sich die Kosten auch nicht hoch / unterdessen da der Platz groß so würde nichts destoweniger die Menge des Holtzes so darauf wachsen kan / die aufgewandten Unkosten wiederum ersetzen.

Hiernechst so giebt das Farren-Kraut sonderlich eine gute Düngung in denen Wäldern / wenn es faulet und sich mit der Erde vermischet. Wenn man nun wilde Bäume versetzet / soll man in die Gruben dergleichen und ander Gerüthe mit der Erde vermengen / denn dadurch wird solche lucker / ist nicht schwehr und derb auf einander / daß so wohl die innwendige Erfrischung / als von aussen der Regen und Witterung zu der Wurtzel desto eher kommen / solche erquicken / folglich der Baum mehr Wachsthum erlangen kan.

§. 19. Mit Aufackern oder Aufhacken der Erden ist neben obgesetzten auch gute Hülffe zu thun / indem der Regen besser zur Wurtzel eintringen des Sommers die Hitze, und in Winter der Frost das Erdreich milder und mürber machen kan. Darbey soll man wo es allzu unfruchtbar ist / etwas gute Erde / Rasen oder Maul-Würffs-Hügel darauf stürtzen und also das Erdreich verbessern / wodurch denn der allerungeschlachteste und unfruchtbarste Boden endlich zu guten Nutzen zubringen.

§. 20. Aus obigen erhellet nun gnugsam / daß gleich wie alles Holtz nicht einerley temperaments oder Natur ist; also erfordert es nach seiner Beschaffenheit ein ihm anständiges Erdreich, ist demnach nicht zu verwerffen / daß man den Boden wohl considerire / ob Er leimicht / schmerglicht / thonigt / kiesigt / steinigt / felßigt etc. sey / und mit Säen und Pflantzen der Arten des Holtzes / sich darnach achte und richte; Sonderlich / wenn etwas von guten Holtz solcher Gegend allbereit befindlich / so kan man wohl abnehmen und spühren welche Art Bäume daselbst den besten Wachsthum haben. Jedoch muß man

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/177&oldid=- (Version vom 21.8.2021)