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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

mit tiefen Gräben / zu Hülffe kommen, Röschen oder Stollen bey solchen morastigen Orten führen und dadurch den Boden trocknen / indem sonst in dergleichen Gesöhr gar geringe Holtz / oder wohl gar nichts wächset / es wäre denn daß man es mit Erlen oder Weiden versuchte / welche sonst gerne an ziemlich nassen Orten fortkommen. Dann viele von dergleichen Holtz den Stamm und oberer wurtzeln über die Erde eine Elle und mehr hoch aus / und über den Morast herfür treiben / damit sie etzlicher maasen dem Wasser entfliehen / und sich der Fäulnüß oder Verderbnüß / nicht unterwerffen.

§. 16. Wo aber der Ort gar zu dürre und trucken ist / da ist dahin zu trachten / wie demselben mit Wässerung von Quellen / Bächen und Gesprenge zu statten zu kommen. Den sandigen und kiesigen Boden mag man mit Schlamm und Moth aus den Morasten ziemlich verbessern. Ingleichen wo viel HoltzErde von langen Jahren her / von gebrochenen / oder gefallenen Bäumen hoch auf einander lieget / kan solche Erde gleichfalls zu Verbesserung des geringen Bodens viel dienen. Bevorab pfleget auch die Natur bey sandigen Boden viel Hülffe zu thun / wenn die Superficies nach und nach mosig wird und Rasen darauf wächset. Item wenn das Holtz dicke stehet / so kan die Sonne nicht so leicht durch dringen und den Sand austrucknen. Auch könte der magere Boden / sonderlich bey Fluthen-Zeiten / von nah- und anliegenden Bächen und Gräben durch Ausschlagung der Wasser / so guten Schlamm und Fettigkeit bey sich führen / verbessert und gut gemachet werden / bevorab bey denen so genannten Seyffen / wo der todte Boden oder Erde oben lieget / solche wieder ausgeschlemmet und mit guter Erde jetztgedachter massen überzogen werden.

§. 17. Todte und feste leimichte oder thonigte Erde ist leicht zu verbessern / verbessert sich auch nach und nach selber / da die obere Erde durch Frost Sonnenschein und Regen mürber und geschlachter wird / wie bereits im 8. §. gemeldet. Man kan ihn aber auch mit Kalck und Aschen bestreuen / welches die Unart heraus ziehet / und durch die fermentation und Beizung einen bessern und luckern Boden verursachet. Sonsten wird der leimichte Boden mit Sand / und der sandige mit Leimen verbessert. Wenn es sich nun füget / daß dergleichen schichtweiß auf einander lieget / so kan es in Aufgraben und Wieder zufüllen desto füglicher geschehen / daß Sand Leimen und Thon unter einander vermenget werde. Verfaulte Erde von Tangeln Moß / Laub Reisig und dergleichen so bey dem ungeackerten umgestochenen und umgehackten Erdboden unter kömt macht guten luckern Boden.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/176&oldid=- (Version vom 21.8.2021)