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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

sich abröhret / oder abfället / bey dem Saamen zusammen / und wird auch so gesäet. Man bricht auch die Zapffen meist um Mitt-Fasten ab, leget sie auf Horden in warme Stuben / biß sie trocken sind und aufkläffen; oder man mag sie in einen Backtrog / oder auf Tüchern an die Sonne legen / bis sie auf bärsten / oder mit einem Stecken den Saamen ausschlagen / und hernach in einem Siebe aussieben / und ausrütteln / welches der sicherste Weg ist.

Dann mit der Stuben-Hitze kan man leicht zu viel thun. Nicht undienlich ist auch / wenn man solche Zapffen in laulichtes oder in nicht allzu kaltes Wasser etliche Stunden lang leget / hernach auf unterschiedlichen Tüchern / damit man den Saamen desto besser darauf samlen kan / und er sich nicht verstreuen möge / an die Lufft thut / und ausbreitet / so ziehet die Sonne mit der Feuchtigkeit auch zugleich die Schuppen in die Höhe / welche sich denn selber weit auf thun und auff bürsten / daß der Saame / so unter den Blättern stecket / herfür kommet / und heraus fället / und können alsdenn die Zapffen nach einander auf einen dichten Boden oder reinen Platz geschüttet / mit Stecken ausgeklopffet und ausgetroschen / und also der Saame am besten und völlig davon bracht werden. Darbey aber sind zwar die Flügel / so an solchen Saamen befindlich so viel möglich / nicht zu beschädigen / indem man der Meynung ist / daß die Natur ihme dieselben auch darzu gegeben / daß derjenige Theil des Saamens allezeit oberhalb zustehen komme / so aussprossen und aus käumen soll / der andere hingegen / so die Wurtzel giebet / unten bleibe.

Jedoch scheinet es wohl / daß der Flügel mehrentheils nur darzu dienet / damit der Wind den Saamen / indem er von dem Baum und aus dem Zapffen fället / weit herum führen und überall ausbreiten mag.

In wehrenden Säen und Ausstreuen bleiben also die Flügel oberhalb bestehen und wenn der unterste / als der schwehreste Theil des Saamens nur die Erde berühren kan / so ist er genaturet / daß er unten auswurtzele / oben auskäume / und fort wachse / und also hat die Natur hierinnen eine sonderliche Vorsehung spühren lassen.

§. 19. Wenn der Saame von dem Zapffen solcher Gestalt abgesondert / und man nicht also fort zum Aussäen gelangen mag / wird solcher zusammen gesamlet / an einen temperirten Ort gelegt, wo nöthig / gewendet / und gleichwie ander Saamen-Getreyde / biß zur Aussäe-Zeit verwahret / sonderlich kan der jenige so im Herbst gesamlet / unter etwas Sand gemischt / oder schicht weise darein geleget / und in einen trockenen Ort oder Keller den Winter über auf behalten werden.

Im Frühling / wenn der Mond zum Abnehmen kömmt / nimmt man truckene Holtz- oder andere gute Erde / so nicht zu feuchte / noch zu dürre / sondern fein fruchtbar und geschlacht

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/164&oldid=- (Version vom 20.8.2021)