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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

faul / schimlicht / oder sonst untüchtig werden möchte / so soll man als denn dessen Einsamlung behutsam anstellen / und theils / so von sich selbst abfället / zusammen bringen.

Weil aber insgemein viel schadhaffte Körner darunter sind / welche zeitlicher als die guten abfallen / so muß man die abgefallenen alleine samlen / und die übrigen entweder von denen Bäumen abschneiden / abschütteln und abschmeissen lassen / wie es sich bey jeder Art am besten fügen will. Es ist aber auch hierbey wohl in acht zu nehmen / daß der Saame nicht feucht oder naß einbracht werde / auch daß man den faulen und anbrüchigen von dem guten absondere / damit einer dem andern nicht anstecke / und corrumpire.

Der beste ist wohl / der entweder von sich selbsten wegen Reiffigkeit oder im ersten erschütteln abfället.

In summa, es ist mit allen Fleiß dahin zu trachten / wie und wo man solchen am besten finden kan / der recht vollkommen / und der von gesunden und frischen Bäumen ist.

Es ist sich aber an hohlen Eichen und Buchen nicht zu kehren wenn der Baum sonsten vollkommen ist / so tragen die hohlen Bäume öffters eben so guten Saamen als die vollkommensten und die gesundesten.

§. 12. Weilen nun insgemein der meiste Baum-Saame gegen dem Ausgang des Sommers / oder in dem Herbst reiff wird / so ist er / um selbige Zeit aufzusamlen / und alsdenn an wohl temperirten Orten zu verwahren / daß er nicht zu feuchte / oder zu warm stehe / oder dicke auf einander liege.

Denn auf solche Weiße verschimmelt er leicht wird anbrüchig / oder trucknet allzu sehr aus / und verlieret alle Krafft zum Aufgehen.

Jedoch ists gewiß / daß viel wilder Baum-Saamen / bevorab der Hartzige / nicht so bald verdirbt / gleich denen zahmen Baum-Früchten / sondern hält sich insgemein etzliche Monate und Jahre in seiner Güte und unverwandelt / welches Göttliche Allmacht außer allen Zweiffel also geordnet / damit er desto eher fortkomme und sein Geschlecht fortpflantzen könne / weil er von denen Menschen wenig Wartung[WS 1] zu seiner conservation genießet / wie man denn unläugbare Exempel und Experienz hat / daß von Tannen- und Fichten-Saamen / so in gewissen Orten uneingehacket / oder uneingearbeitet / ausgestreuet worden / erst in 8. biß 10. Jahren hernach etzliche oder unterschiedene Körnlein davon aufgegangen, und inzwischen unverdorben sich erhalten / jedoch kurtz darauf gedachte Pfläntzlein meist von Wildpreth abgebissen worden / aber die übrigen Saam-Körnlein so nicht aufgegangen sind ohne Zweifel auf vielerley Art verlohren gewesen / und verdorben.

§. 13. Nachdem auch der Baum-Saamen nicht alle Jahr vollkommen / und an einer Gegend mehr als an der andern reiff und tüchtig wird / sondern flach und verschrumpffen bleibet / und wenig

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Wartuug
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/160&oldid=- (Version vom 21.8.2021)