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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

andere hohe Potentaten und weise Männer mehr / in Erhebung derer Wissenschafften / und sonderlich bey der oeconomie / ihren Nahmen bey der Nachwelt mehr verewigt / und berühmt gemacht / als wenn sie in aller ihrer Herrligkeit annoch lebten.

Es haben auch etliche denen Gewächsen ihren eignen Nahmen zugeleget / als die Königin Artemisia, dem Beyfuß etc.

§. 20. Zwar was diese Wissenschafft des wilden Baum-Säens betrifft / haben die alten Vorfahren hiesiger und anderer Länder keinen sonderlichen Mangel an Holtz gehabt / derowegen sie auch nicht benöthiget gewesen / der Sachen nachzudencken / oder viel davon zuschreiben / wie das wilde Holtz zu vermehren / sondern vielmehr wie sie die Wüstungen zu guten Ackerbau und Wiesenwachs anbringen wolten / zu suchen und zu trachten gehabt.

Nun kömmt es also auf unsere Zeiten an / daß wir bey fast abgehenden Wäldern auf einen künfftigen Vorrath bedacht seyn müssen; da denn selbst Hand anzulegen / und die Erfahrung zu Rath zuziehen ist. Alterius damno qui sapit, ille bene sapit, oder: Der ist recht klug / der durch anderer Leute Schaden klug worden.

Denn diese und die würckliche Arbeit / müssen die speculationes und Einbildungen bekräfftigen / und der Unterscheid zeigen / sonsten kan uns leicht der gefaste Schluß unsers Verstandes hinters Licht führen.

Experientia facit Artificem und fabricando fabri fimus sagt das Sprichwort; durch Ubung kömmt immer was neues herfür / und unermüdeten Fleiß / und reiffes Nachsinnen wird eine Sache je mehr und mehr begriffen / und bewerckstelliget / oder zu grösserer Vollkommenheit gebracht.

Denn gleich wie alles Thun und Lassen der Menschen auf der Welt durch gute Ordnung und Wissenschafften angerichtet / erhalten / und fort gebracht wird; Also ist auch kein Zweiffel / daß eben dergleichen / bey beständiger Pflantzung und Erhaltung der wilden Bäume oder Wälder / so wohl als in andern Dingen erfordert wird / zumahl solche einen grossen Theil der Welt inne haben / so damit bewachsen / so / daß bey weitläufftigen Hauß-Wirthschafften grosse Sorge anzuwenden ist / solche beständig zu conserviren / und den behörigen Nutzen davon zu ziehen.

§. 21. Und ob man sich gleich persuadiren wolte / es brauchte bey Säung und Pflantzung der wilden Bäume keine sonderliche Wissenschafft / Erfahrung / Kentnüs derer Saamen / des Grund und Bodens / observantz der Zeit / reflexion wegen der Witterung / und was dergleichen mehr ist / so leget es sich aber bey mehrern

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/141&oldid=- (Version vom 14.2.2021)