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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

wünschen / daß die liebe antiquitaet auf dergleichen Holtz-Anbau / zugleich bey der übermäßig excolirten Lust-Gärtnerey / und Erzeugung derer Obst-Bäume / auch ihre industrie mehr / als wenig man davon beschrieben und ausgearbeitet findet / angewendet hätten / so würde sonder allen Zweiffel der Holtz-Mangel fast aller Orten so tieff nicht eingerissen / sondern ein Wald-District neben den andern besaamet / bepflantzet / und eine immerwährende Holtz-Nutzung unterhalten worden seyn / worvon vorjetzo diesen geringen Tractat / so viel ich etwa in auswertigen Ländern / als auch bey meinen Diensten / und sonsten aus meiner Vor- und Eltern / so vor etzlichen Seculis her / die Jägermeister-Stellen hiesiger Lande vertreten / gehaltenen Actis erkundigen können / zusammen zutragen und den modum, wie mit sothaner wilden Baum-Zucht und Holtz-Anbau zu verschreiten / unter den Titul einer wilden Baum-Zucht anzuzeigen / die Liebe zum Vater-Lande und die Anleitung guter Freunde / auch meine zur Auffnahme und Beförderung des edlen Berg-Baues aufhabende Pflicht und Bestallung mich veranlasset. Wornechst ich mich auch zu entschuldigen habe / daß ich hierbey aller Weitläuffigkeit und Subtilitäten / die sonsten bey dergleichen Materia, Theoretice concurriren / und dahero allhier eines und das andere wohl anzubringen seyn möchte / mich mit Fleiß entschlagen und dargegen nur dahin getrachtet / wie männiglichen eine deutliche und Naturmäßige Anweisung zu sothaner Holtz-Cultur vor die Hand gegeben / und ein jeder Haußwirth / oder curiosus, solcher ferner nach zu sinnen / dienliche Mittel hierzu / mehr und mehr zu erfinden / und der vegetation der Erden hierunter zu Hülffe zukommen / und sie nach der zugleich mit vorgestelten Natur und Eigenschafft einer jeglichen Art des Holtzes / wie auch des darzu geschickten Grund und Bodens glücklich zuappliciren / und diese Wissenschafft ins Werck zu setzen / und in bessere Vollkommenheit zu bringen / auch aufgemuntert und bewogen werden möchte; welches an sich selbst sehr wichtig nöthig und nützliche Werck der Allerhöchste in Gnaden benedeyen / und vornehmlich zu seinen Preiß /so dann auch zum Aufnehmen und Beförderung der allgemeinen Landes-Wohlfarth / als dem von mir hierunter einzig abgeziehlten Zweck / gereichen und ausschlagen lassen wolle!

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite XIV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/14&oldid=- (Version vom 5.3.2017)