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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

vermehret / und dadurch der Preiß vermündert würde / diese Bergwercke gewiß mit grossen Nutzen getrieben werden könten.

§. 7. Wenden wir uns gar in die neue Welt / so werden wir auch daselbst das Baumsäen antreffen.

Ein gewisser Jesuit schreibet aus Paragvaya einer Landschafft in America gelegen / daß es zwar daselbst kein wild Holtz / als Eichen / Buchen / Tannen / Kiefern / Erlen / Bircken / etc. zum Brennen habe / sondern gantze Wälder von schönsten Mandeln / Pfirschen / Feigen / Morellen und dergleichen Bäume; welches Frucht tragende Holtz man zum Brennen brauche / und gleich die Kernen / von solcher Frucht wie bey uns das Korn wieder säe / wodurch denn wieder gantze Wälder / erzielet würden / und welches wunderwürdig / trügen diese gesäete Bäume / das erste Jahr Furcht.

In Neu-Engeland / sonderlich in Carolina, werden die weissen Maulbeer-Bäume / in grosser Menge / wenn der Saame davon gesäet / oder gestecket wird / auch durch die Aeste / und Zweige / wenn solche frisch abgeschnitten / und in die Erde gestossen worden / glücklich fort gebracht.

Wie man dann auch sattsam practiciret / daß fast aller Baum- Stauden- Getreyde- und Kräuter Saamen / so man so wohl aus nah- als auch aus weitgelegenen Ländern / in die neuen Colonien / und Pflantz-Städte in Americam bracht / daselbst mit grossen Nutzen fortgepflantzet und aufbracht werden.

§. 8. Allermassen dann sonderlich preißwürdig ist / daß die Löbliche Holländische Ost-Indische Compagnie, bey dem Capo de Bonne esperance, wunderschöne / und so weit sich fast das Auge erstrecken kan / lange Alléen / ja gar einen Wald von Eicheln-Saamen glücklich erzeuget / welche Eichen man künfftig zum Schiffbau wird brauchen können / und weil dieser Gegend / kein tüchtig Holtz zum Bauen anzutreffen / so machet man sich aufs künfftige grosse Hoffnung / allen Mangel durch das Säen des Bau- und andern nöthigen Holtzes / alda zu ersetzen.

Hr. Claudius Dr. Med. von Breßlau bürtig / hat vom Capo de bonne Esperance schon an. 1684. eine historiam naturalem Africanam in 2. Vol. in fol. und von allerhand Gewächsen darinnen vorgestellet und gemahlet / dahero man die Curiosität derer Holländer siehet / welche künfftig der Welt viel Nutzen geben könte.

§. 9. Man vernimmt ferner fast in aller Welt / wo Wüstungen seyn / und die Europaeer viel colonien aufrichten / so wohl in Asia, Africa, als in America, mit was Sorgfalt / Mühe und ungesparten Unkosten / sie nicht allein solche öde Länder mit fruchtbaren und Garten-Bäumen / sondern auch mit wilden Holtz besäen / anbauen / und bepflantzen / derowegen es höchst rühmlich seyn dürffte /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/132&oldid=- (Version vom 14.2.2021)