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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

und nach advenant nur 3. oder 4. wilde Stämme / der andere 10. der dritte 100. der vierte 1000. der Fünffte 10000. und so fort jährlich ansäet oder pflantzet / welches bey denen grossen weitläuftigen / abgetriebenen Refieren sich auf etliche Millionen betragen muß / wie hoch kan sich alsdenn die Summa belauffen / und wie hoch kan der Werth und der Nutz eines Landes in kurtzen ansteigen / wenn also dasselbe in weniger Zeit mit so viel Millionen Stämmen vermehret wird / bevorab mit dem Schlag-Holtz / welches man innerhalb 6. 7. 8. oder 10. Jahren schon geniessen kan.

§. 25. Daß aber dergleichen Holtz-Säen und Pflantzen practicable, braucht keines weitläufftigen Erweises / denn es ist der unfehlbare Schluß zu machen / läßet sich das Baum-Saamen-Säen in andern Ländern / als in Franckreich / Engelland / Norwegen / Westphalen / und an vielen Orten Teutschlandes mit grossen Nutzen practiciren / wie solches in folgenden Capitel ausgeführet werden soll / warum in unserm Ertz-Gebürge auch nicht / da der Boden hierzu eben so tüchtig / als an andern Orten ist / über dieß kein Mangel an Einwohnern / so solche Arbeit wohl verrichten können / und ihnen an industrie hierzu nicht fehlet.

Es wird auch hierdurch der gemeine Mann Anlaß bekommen / daß in dem er höchst nöthig und nützlich befindet / wilde Bäume zu säen und zu pflantzen[WS 1] / er umb so viel desto mehr sich der Fruchtbaren Obst-Bäume Erzielung annehme / wie es denn auch ohne Zweiffel eine unverantwortliche Sache ist / sich des guten Landes / so uns GOtt vor andern gegeben / nicht zu gebrauchen / und dessen Anbau / unachtsam zu versäumen.

§. 26. Damit aber nun der Holtz-Anbau desto mehr befördert werden[WS 2] möchte / so wäre unter andern dahin zu trachten / daß die Angebaueten durch allzu viele Beschädigungen der wilden und zahmen Thiere nicht wieder in Ruin gebracht werden / denn dadurch das arme Volck verzagt gemacht wird / etwas fortzupflantzen / und einige Mühe / Arbeit und Sorge daran zuwenden / als welche es alle umsonst gethan siehet / ja seinen Bissen Brodt und Vermögen von den Thieren verzehret zu seyn betauern muß.

In Summa / wie die Consumtion derer Gehöltze / und der darauf ungezweiffelt erfolgende Schade des armen Landes ohne Schmertzen und Jammer nicht wohl anzuschauen / so wäre es nun hohe Zeit so viel nur müglich / solchen Ubel vorzubeugen / und Anstalt zu machen / damit der so wenige Wiederwachs zu bessern Aufkommen befördert / und nicht alles ohne Unterscheid / ehe es zu seiner Vollkommenheit gediehen / hinwieder abgetrieben / und desolirt werde / allermeisten da es nach gerechnet werden solte / und gewiß ist / daß aufs 100. an 50. Schade dadurch geschiehet; Nichts minder sollen Vornehme

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: pflantzeen
  2. Vorlage: merden
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/124&oldid=- (Version vom 13.12.2020)