Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/122

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag.

Denn gleich wie andere Länder und Königreiche / mit Getreyde / Viehe / Fischereyen / Schiffarthen / und andern von GOtt gesegnet seyn / und dadurch erhalten werden; also ist es allhier das Holtz / mit welchem das edle Kleinod dieser Lande der Berg-Bau nehmlich erhalten und die Ertze zu gut gemacht / und auch zu anderer Nothdurfft gebraucht wird.

§. 21. Wie aber in einen Lande wieder zu Holtze zu gelangen / und der Anflug und Wiederwachs, bevorab des Fichten- und Tannen-Holtzes zu befördern wären vielleicht wohl Mittel zu erfinden / wenn zum Exempel nicht nur die Unterthanen auf ihren eignen Güthern gewisse Refieren mit Holtz-Saamen besäeten und bepflantzeten / sondern es könte auch gegen einen gewissen Lohn und Gedinge auf denen Herrschaffts-Wäldern solches je eher je besser bewerckstelliget und verordnet werden.

Gleich wie nun in andern Ländern gar heilsam dergleichen eingeführet / eine abgezeichnete Gegend wieder zum Anflug sonderlich von Tannen- Kiefern- und Fichten-Holtz / auch von den jenigen Laub-Holtz so schleunig wächset zu bringen / also würde dieses auch darzu dienen, daß sie einander in dieser Ubung aemuliren / sothaner Wissenschafft besser nachtrachten / und sich darinnen perfectioniren dürfften.

Ist auch nicht zu zweiffeln / daß zu diesen Wercke gewisse Personen[WS 1] oder Pfleger der wilden Bäume sich finden solten / welche von denen Besitzern der abgetriebenen grossen Holtz-Refieren angenommen / hierzu instruiret / und solche subjecta ausgesuchet werden könten / so ein sonderlich naturel darzu haben / oder Beliebung darzu trügen / daß sie gegen ein vergnügliches praemium alsofort Hand ans Werck legen würden / und schon unter ihnen solche Personen erwehlen / die in Hoffnung weiterer Beförderung zu erlangen / sich mit grosser Emsigkeit darauf legen / und alle Mühe / Fleiß und Sorgfalt anwenden werden / den endlichen guten Zweck zu erreichen.

§. 22. Es wird auch nicht fehlen oder mangeln / so bald curieuse Personen und Liebhaber sehen und erfahren werden / daß sie sich durch diese Wissenschafft insinuiren / und ihren Unterhalt dadurch erhalten mögen / sie sich mit höchsten Fleiß bewerben würden / nicht allein solche Wissenschafften besser zu erlernen; sondern auch von frembden Orten allerhand wilde Gewächse und Saamen anhero zu verschaffen und zu tentiren / ob sie auch in hiesigen Landen nützlich fort und aufzubringen / wie dann allbereits bekand, daß unterschiedene hohe Jagd- und Forst-Officirer mit Baum-Saamen säen einzige Proben gemacht / und solche für gar gut befunden.

Wenn nun der gemeine Mann spüret / daß hoher Orten das Säen und Pflantzen der Wälder vorgenommen und glücken wird / so wird er

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Perfonen
Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/122&oldid=- (Version vom 12.12.2020)