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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

in ihrer Nahrung Schaden bringen müsse; wenn dahero hiesiger Lande Wälder / so bald solche abgetrieben / wieder in Anflug bracht würden / um wie viel Tonnen Goldes / wären solche vorietzo mehr werth / als sie nicht sind?

Bey dieser Bewandniß will allen und jeden Haußwirthen den GOtt mit Höltzern und Wäldern begabet / ohn Zweiffel obliegen / daß sie als Landes- und Hauß-Väter / Vorsorge und Anstalt treffen, damit solche in beständigen und continuirlichen Nutzen erhalten werden / auch von jeder Gattung und der besten Art Holtzes dabey erwachse und verhanden / insonderheit kein unbesäeter / oder unbepflantzter Platz und Raum darinnen zu finden sey.

§. 19. Man hat dabey nicht nöthig sich alleine weitläufftig auf Befehle und Verordnungen zu beziehen. Die heilige Schrifft giebt uns hierzu Befehls genug. Denn es hat ja die höchste Göttl. Maj. dem Menschen das Land bauen / und also die Gewächse folglich auch das wilde Holtz fortpflantzen heissen. Gen. 2. V. 5. & 15. Sonderlich aber ist nach dem Sünden-Fall seinen allerheiligsten Willen gefällig gewesen, daß er / dem Menschen nicht unmittelbarer Weise / sondern wenn auch dieser seiner Hände Arbeit anlegen würde / Nahrung und Unterhalt geben wolle. Abraham kam diesen selber nach, indem er Gen. 21. Bäume / oder vielmehr nach der Grund-Sprache / einen Wald oder Gehöltze pflanzete. Hiernechst so ist das Säen und Pflantzen des Holtzes für eine lobens-würdige / ehrlich und höchstnöthige Sorge, unternehmen, und Arbeit zu achten / ja es wird nicht gnugsam zu loben / zu preisen / oder mit einen gebührenden Titul völlig zu beehren seyn / weil es das sicherste Mittel an die Hand geben wird / dem Holtz-Mangel künfftig von hiesigen und andern Landen abzuwenden / zu mahl bey denen vielen weitläufftigen abgetriebenen / und gantz nackenden Holtz Refieren / welche doch in kurtzer Zeit wieder mit Anflug bedecket / und die intraden durch so viel millionen Stämme Holtz / die dadurch erzeuget werden mögen / in infinitum und ungläublicher Weise / nicht allein durch die Holtzung selbsten / sondern auch durch die viele daher entstehende Commercia vermehret und beständig erhalten werden können / dadurch wir auch bey Betrachtung / Verwunderung / und Anschauung derer Göttl. uns zu gut gegebenen Geschöpffe / Gottes Wohlthaten erkennen / und ihm um solche preisen solten / auch uns derselben zu unsern Nutz gebrauchen und sie nicht verschwenden / oder deren Anwachs negligiren / sondern vielmehr keinen Fleiß / Arbeit Sorge und Nachtrachtung dabey spahren / biß es zu glücklichen Stand gebracht worden.

§. 20.[WS 1] Es ist aber auch bey dergleichen guten Vorsatz keine Zeit zu verlieren / natura progrediens semper multiplicatur per media. Das ist / weil die Natur ihre Vermehrung nicht anders

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 2.
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/120&oldid=- (Version vom 13.12.2020)