Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/116

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 14. So viel nun derer jenigen Meynung betrifft / die darvor halten daß wenn man ja mit Umreissung des Bodens / und mit Säen und Pflantzen umgehen solte / so sagen sie es wär ja besser man rottete das Gehöltze nur gar aus / und säete darvor Getreyde / an Korn Gerste und Hafer / so hätte man den Nutzen jährlich / da hingegen bey dem Holtz viel Jahr zu erwarten stünden / ehe selbiges recht zu gebrauchen: diesen dienet zur Antwort: daß hiesige Länder nicht so beschaffen / daß man an die jenigen Orte / wo Holtz stehet / Getreyde oder andere Feld-Früchte füglich säen könne / also daß viel Nutzen davon zu erheben seyn solte / gleich wie in andern Ländern es dergleichen Art hat / daß die meisten Wälder / zu guten tragbaren Feldern können gemachet werden / dahero man daselbsten den Acker-Bau der Waldung und Baum-Zucht billig vorziehen solte.

Aber es rotten doch die Einwohner der Orten nicht alles Holtz aus / sondern lassen daselbst zu nöthigen Gebrauch die Wälder stehen / und machen kein Feld darvon.

Hingegen so ist in hiesigen Landen der wenigste Wald-Boden zum Acker-Bau bequem / oder doch nicht austräglich / sondern das meiste Holtz stehet auf felsigten / steinigten / bergichten / kalten und nassen Boden / darauf das Getreyde wenig oder gar kein Fortkommens haben kan.

Wie dann bekandt / daß kein Winter-Korn und Gerste an den besten und wärmsten gebürgischen Orten / sondern nur schlechter Hafer wächset / und dahero zu befürchten / daß an denen Höhen / und an kalten / steinigten Gegenden gar nichts aufzubringen seyn möchte.

Und wenn die Düngung / Mühe und Arbeit / so man auf solchen Acker-Bau wenden muß / gegen den Nutzen / so von den schlechten daselbst gewachsenen Getreyde erhoben wird / gerechnet werden solte / dürffte sichs wohl zweiffeln lassen / ob es nicht rathsamer gewesen / man hätte dem Holtz / sonderlich wenn Laub- oder Schlag-Holtz zuvor daselbst gestanden / seinen Platz gelassen / welches ohne Arbeit und Unkosten jährlich seine Nutzung dargereichet hätte.

Dann es wird ohnschwer auszurechnen seyn / wie hoch der Nutzen[WS 1] theils Orten bey dem Acker-Bau gegen den Holtz-Bau stehe.

Gesetzt man besitzet 10. Acker Hut-Weyde / oder mäßig Getreyde-Land: wenn man die Hut-Weyde rechnet / so wird der Acker jährlich kaum auf ein weniges zu nutzen seyn; ist es aber mittel oder mäßig Geträyde-Land / und man ziehet die Unkosten / so an Acker-Lohn / an Düngung / an Saamen darauf gewendet / darvon ab / so wird auch wenig übrig bleiben.

Hingegen wenn solches Land mit Aschen / Eichen und dergleichen andern Saamen besäet wird / so kan man in 30. 40. biß 50. Jahren so viel 1000. Stämme / die darauf wachsen können / um etzliche 1000. Thaler verkauffen / und ist die Hut-Weyde darneben continue zu nutzen / ingleichen das Holtz / an Aesten / Reißig / dürren Stämmen / und dergleichen welches

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Nntzen
Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/116&oldid=- (Version vom 13.12.2020)