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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

nochmahlige Conclusum zubefestigen / daß ohne das Holtz und dessen nöthig- und nützlichen Gebrauch / das menschliche Leben und Bonum publicum nicht wohl bestehen / noch unterhalten werden könne.

Zwar ists nicht ohne / daß die Weißheit des Allmächtigen Schöpffers dem Erd-Boden vom Anfang her / unter andern auch von sich selbsten den Herfürwachs allerhand Bäume / und darunter zugleich die vielerhand Arten des Wald-Holtzes eingenaturet / welcher auch noch bis hieher solche Seegens-Krafft behalten und seine Selbst-Besaam- und Fort-Stammung durch alle Zeiten hindurch / Gottlob! bewiesen hat / und noch beweiset.

Man hat sich aber hierunter allzusehr auf die Natur in diesen letzten Zeiten verlassen, in fester Meynung / als ob diese immerzu einen Uberfluß des Holtzes von sich selbsten / und ohne Zuthuung des Menschen industrie und Arbeit fourniren und darreichen würde / maßen Teutschland vor alters meist ein in die Länge und Breite sich erstreckender ungeheuerer Wald gewesen; aber es gibt nunmehro die Erfahrung gnugsam am Tag / daß man in solchen Gedancken sich allzuweit vergangen / indeme der einreissende Holtz-Mangel / da soviel 1000. AckerWald-Revier zum Acker-Teich-Feld-Wiesen- und Garten-Bau gezogen / auch der Mensch selbst in vielen Stücken den Holtz-Anwachs mehr verhindert / als befördert / uns mit Schaden gar einanders lehret; dahero / gleichwie notorisch / daß keine Wirthschafft / kein Feld-Acker-Berg-Garten-Bau / Viehe-Zucht und so ferner / ohne sonderbahre Zuthuung derer Menschen Hände / Sorge / Mühe und Fleiß / völlig aufkommen / noch immer fort solche bestehen mögen; Also lässet sich auch ein dergleiches von denen wilden Bäumen und Wäldereyen mit allen Fug und Rechte bestärcken / zumahl in denen Ländern und Provinzien / welche an Städten und Dörffern wohl angebauet und bewohnet / und zugleich zu dem Edlen Bergwerck an Metallen und Mineralien radicaliter geartet sind / und also in einer mehrern Nothdurfft und Consumtion des Holtzes als der von denen angebaueten und zubereiteten Feldern / Wiesen und Gärten / übergebliebene Wald-Raum / zu zeugen und zu tragen vermag / versiren / oder auch wenn weit und breite Gegenden und Stock-Räume abgetrieben worden und auf denenselben Blössen in langen Jahren kein junger Anflug und Wiederwachs sich finden will und empor kömmt / da endlich die andern noch bestandenen Wälder je mehr und mehr angegriffen / die Gehöltze je länger je dinner werden und so wohl die Communen / als die Berg-Schmeltz- und Siede-Wercke / den Mangel auf einmahl mit dem grösten Schaden empfinden müssen / wie eben um des Holtz-Abganges und hohen Preisses willen / viel Bergwercke in Europa / und in andern Theilen der Welt ungebauet

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite XI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/11&oldid=- (Version vom 17.1.2018)