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Besatzung / ein Meyl von Zerbst / das reiche Closter Litzka geplündert / viel Vieh / Pferdt und Frücht hinweg gebracht.


Ziegenruck.

Ein Stättlein im Voigtland / zwischen den Bergen / an der Sala / vnd den Thüringischen Gräntzen / nahend Auma / vnd Schleitz / so Anno 1545. Churfürst Johann Friederichen zu Sachsen / vnd nachmals seinen Sohn gehört; aber wegen der vffgewenten Kosten / in Belager- vnd Schleiffung der Vestung Grimmenstein bey Gotha / an Chur-Sachsen kommen / vnd noch / sampt seinem Ampt / doch vnter die Assecurirten Aempter; vnnd von theils zu Thüringen gerechnet wird: wiewol in der Reichs-Matricul stehet / daß der Herr Churfürst zu Sachsen / wegen der vier Aempter in Thüringen / Winda / Sachsenburg / Arnshaug / vnnd Ziegenruck / vermög deß Naumburgischen Vertrags im Jahr 1554. Monatlich dem Reich 5. Reuter / vnd 20. zu Fuß / zu geben habe. Es hatte vor Zeiten ein vestes Schloß zu Ziegenruck / welches den Herren Reussen von Plauen gehört / daß aber Keyser Carl der Vierdte / vnnd Marggraff Friederich zu Meissen / Anno 1357. belagert / gestürmet / vnd erobert haben; wie Dresserus im Stättbuch p. 623. schreibet. Nehel in Exegesi Misniae p. 254. sagt / daß erst Churfürst Ernst Ziegenruck an Sachsen gebracht. Aber in der geschriebenen Thüringischen Chronic wird die Eroberung auch ins Jahr 1357. gesetzt / vnnd also vermeldet: Keyser Carolus IV. vnd der Marggraff / erobern im Lande Pleissen deß Reussen von Plauen vestes Schloß Ziegenruck; Item Triptis / Stein / Ronebergk / Werde / Anno 1357. der Zeit soll noch ein Burgstal vom Schloß vberig seyn.


Zittau / Sittau.

Die Statt Zittaw oder Sittaw in Ober-Lausitz ist vnter denen Königlichen vnnd Churfürstl. Sechs-Städten / selbigen Marggraffthumbs in der Ordnung / die dritte / soll nach etlicher Meynung den Nahmen haben von Zittava, Marggravens Manfredi Ehegemahl / oder seyn genennet worden Sittaw / quasi Süsse Aw / wie denn auch die Böhmen / sie von dem Wort Spyto / so Korn bedeutet / hernennen. Etliche sind der Gedancken / daß Zittaw so viel heissen soll / als Sitz da / weil Primislaus Ottocarus König in Böhmen / welcher in Ansehung deß Orts Fruchtbarkeit dieselbe im Jar Christi 1255. erstlich fundiret vnd erbawet / nach dem er sie folgends erweitern wollen / vermeinet sie also zu begnaden / daß sie mit Einwohnern wohl würde besetzt werden. Sonsten helt man dafür / daß mehr denn vor hundert Jahren / ehe sie erbawet / vnnd an der Stelle eytel Wildnüß vnnd Wüstung gewesen / doch die Capell oder Kirchlein zu S. Niclas Anno 1109. erbawet worden / so hernach dem Franciscaner Closter zugefüget / so wohl selbiger vnd folgender Zeit etliche Kretzschschanck oder Wirtshäuser dieser Gegend gewesen seyn sollen / den Fuhrleuthen zu gute / die auß Böhmen in Laußnitz / Meissen vnd Schlesien reyseten. Die Statt ist nach Königs Wenceslai II. Ottocari Sohnes todte / wiewol sie aber den Herren von der Leippe / die Naptitzer genant / gehörig gewesen / wider an König Iohannem gefallen / welcher dieselbe gegen der Statt Graitz Hertzog Heinrichen zum Jauer wegen seines Gemahles auff Lebezeiten Anno 1319. gegeben hat. Nach Absterben Königes Iohannis Anno 1346. vnd Hertzog Heinrichs Anno 1347.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_384.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2022)