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Wisenthal.

War an den Böhmischen Gräntzen gelegen / wird vom Peccensteinio part. 3. Theatri Saxon. fol. 35. ein Meißnisch Berg-Stättlein genant. Soll ein Schloß haben.


Wittichenau / Witgenau.

In OberLaußnitz / zwischen Königswarth / vnd Hojerswerda / gelegen / vnnd / sampt Bernstädtel / vnder das Freyweltlich Jungfraw Closter Marienstern / gehörig / welches Vitigol / ein Herr von Camentz / vnd Bischoff zu Meissen / vmbs Jahr 1260. gestifftet hat; wie Nehel / in exegesi Lusatiae, p. 282. schreibet. Mercator setzt Wittichenau bey der Spree / Bartholomaeus Scultetus Gorlicensis aber an die Schnee-Elster. Obgedachtes Stättlein Königswarth / oder Conigeswarth / so Mercator auch bey der Spree / jetztgemeldter Scultetus aber / ein Landkind / an der Weissen / Ilster setzen / gehört denen von Schleunitz / wie besagter Nehel schreibet.


Wittenberg.

Diß ist die Haupt-Statt in Chur-Sachsen / oder im Chur-Creysse / an der Elb / 8. Meylen von Leipzig / vnd 11. von Magdeburg gelegen / welche Dresserus in seinem Stättbuch / vom 602. biß auffs 618. Blat / Bertius lib. 3. Rer. German. p. 717. Ens in Deliciis apodem. p. 275. Peccensteinius part. 2. Theat. Saxon. fol. 34. vnnd part. 3. fol. 149. seqq. vnnd andere mehr / beschrieben haben: daher wir desto kurtzer hindurch gehen / aber was sie nicht haben / etwas weitleufftigers vermelden wollen. Woher dieser Statt der Nahmen kommen / seynd die Gelehrte nicht einer Meynung. Theils wollen ihn von dem Grossen Wittekind / der Sachsen Heerführer / so viel Jahr lang mit den Francken / vnd dem Keyser Carlen dem Grossen / Krieg geführt / herbringen / als ob er dieses Orths Erbawer gewesen. Andere sagen / daß seyn Sohn / Witekind der Jünger / diß Witteberg erbawet / vnnd demselben solchen Nahmen gegeben habe. Die dritten vermeinen / daß Witteberg so viel als Albus Mons, der Wisse / oder Weisse Berg heisse / so / wie Taubmannus in Hercule Academico darfür helt / gegen Mitternacht gelegen / da jetzt die Weinberge seyn: vor Alters aber nur ein Sandhauffen / oder ein blosses vngebautes Erdrich daselbsten zu sehen gewesen ist: wie dann vnder dem Ersten Rectore der Hohen Schul allhie / der Burgermeister / Tylo Dehnae, sich Albiorensem, das ist / in albo monte Consulem, in die Matricul, oder Album Academiae, einschreiben lassen; wie hergegen etliche Rectores dieser Hohen Schul / sich nicht Wittenbergenses, sondern Wittenburgenses, von deß gedachten Wittekindi Burg / oder Schloß / an diesem Orth / geschrieben haben. Vnd dann / so wollen die Vierdten / daß die Juden / die etwan (gleich wie auch theils Wenden /) hierumb gewohnt / diesem Orth den Berg Libanum, vnnd das nechste Dorff vber der Elb / Pratam, oder vielmehr Ephratam, genant haben / vnnd daß Libanus in seiner eygenen vnd vrsprünglichen Sprach so viel als weiß / albus, oder candidus, heisse. Von welchem viererley Meynungen aber einem jeden frey zu vrtheylen hiemit vnbenommen seyn soll.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_372.jpg&oldid=- (Version vom 5.3.2022)