Seite:Superioris Saxoniae (Merian) 344.jpg

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darzu man Gersten / vnnd Hopffen nimpt. Es hat diß Bier ein Geruch / wie Gewürtz / vnd ein liebliche Farb / vnd thut mittelmässig wärmen. Das Schloß allda ist insonderheit zu sehen / welches Churfürst Johann Friederich zu Sachsen Anno 1535. erbawet / vnd Anno 44. mit dem grossen Thurn gezieret; vnnd in welchem Hertzog Friederich Wilhelm / der Chur-Sachsen gewester Administrator, vnd der Jungen Herrschafft Vormund / von Anno 1591. biß 1601. Hoff gehalten hat. Es ist dieses Schloß / so Hartenfelß heissen solle / ein recht Fürstlich Hauß / vnd allerdings auff einem Steinfelsen erbawt: von welchem in Herren Augustin Freyherren zu Mörsperg / vnd Beffort / Rittern S. Johanns-Ordens / Beschreibung seiner Anno 1589. verrichten Raise / also stehet: das Schloß liegt etwas in der Höhe / vnnd ist da ein grosse Hoff- oder Taffelstub / darinn 78. Tisch raumlich stehen können; in der andern darneben 29. Tisch besser oben hat es noch viel Stuben / vnd Cammern / gar zier- vnd stattlich gebawet / mit einem Fürstlichen langen Saal / darin Keyser Carolus V. Ferdinandus I. vnd andere viel Keyser / Könige / Churfürsten / vnnd Potentaten / in rechter Grösse / lebhafft / vnd gar künstlich abgemahlet seyn. Item darneben ein Zimmer / darinn auch viel Chur- vnd Fürsten; vnnd dabey wider ein Zimmer / darinn viel Schalcksnarren / vnd vnder denselben auch der Claus; Item / Lorentz Wißbad / der 16. Schuh lang gewest / abgemahlet stehen. Ein grosse Stub / darin die gantze Genealogia, vnd Vrsprung der Churfürsten zu Sachsen / mit den Brustbildern / vnd ihren Wappen dabey / sampt kurtzer Beschreibung ihres Lebens / vnd Wandels. In einem andern Gemach darneben stehet wider ein Sächsische Genealogia, sampt den Wappen / vnd Gemahlinen / gar artig vnd Lebhafft / vnder denen etliche Römische Keyser gewesen. Churfürst Johann Friederich / der solch Schloß gebawet / stehet in- vnnd ausserhalb desselben / etlichmal abgemahlet / wie er vnterschiedenes Alters gewesen / sonderlich bey dem grossen Thor / welches fast sein letztes Gemälde seyn solle / darbey er setzen lassen: Deus dedit, Deus abstulit; wie auch bald hernach geschehen. Vber diß sind besser oberhalb noch viel andere schöne Zimmer / mit viel künstlichen Historien vnd Gemälden. So ist auch ein schöner Saal / mit Stuben / vnd Cammern / in ziemblicher Grösse / darin seltzame Gemäld / alle nach dem Leben / vnd sehr künstlich gemacht. Oben in der Höhe dieses Schlosses / ist ein Zimmer / Stuben / vnd Cammer / voll Spiegel / vff allerhand Art formirt / oben an der Deck / vnnd an den Wänden herumb / am Tisch in der Stuben / oder am Bett in der Cammer; wie auch an andern Orten / kan man alles / was im Hoff / vnd Gassen; Item / vffm Land geschicht / vnd wie auff der Elb die Schiff auff vnd abgehen; was auch ausserhalb der Zimmer gethan wird / vnd was in den Zimmern gegen vber geschicht / wann einer gleich nicht an die Fenster gehet / sondern nur am Tisch sitzen bleibet / sehen. So siehet man auch sonst in dem Spiegel viel wunderbare seltzame Figuren / vnnd Händel / gantz Lebhafft. Vnd dieser Orth wird die Spiegel- oder Kunstkammer genennt. Die Schloßkirch ist sonderbar schön / vnd zierlich gebawet / wie auch die Stattkirch. Vnd dieses sagt wolgedachter Freyherr von dem 1589. Jahr; darzu gelesen werden kan / was obgemelter Peccenst. part. 3. Theatri Saxon. fol. 59. seqq. von Torgau weitläuffig schreibet. Vnd berichtet Hornschuch / in seinem Vnterricht für diejenige / so gedruckte Werck corrigiren wollen / am 125. Blat / daß es vorhin allhie im Schloß ein Silberne Druckerey gehabt habe. Nunmehr hat so wol die Statt / als das Schloß / weit ein anders außsehen bekommen; nach dem Anno 1636. im Decembri / der Feldmarschall Banner / vnnd seine Schweden / diesen Orth eingenommen / vnnd ihn biß auff den 18. Junii deß 1637. Jahrs besessen / an welchem Tag er denselben vnversehens verlassen / vff Hertzberg / vnnd / vber die Elster / gen Luben in Nider-Laußnitz / dann ferners nach Luberas / Fürstenberg / vnd daselbst vber die Oder / vnnd auff Landsberg / den 26. Junii / dann wider zu ruck / vnd ein Meyl von Cüstrin

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Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_344.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)