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durch einen Rucken eines Bergs seyn solle / wie ein Statthor / vnd Gewölb in einer Vestung / auch so räumlich / daß man vnangestossen durch hinein gehen kan; vnd dannoch keiner / so dardurch gehet / vnbeweisset / vnnd bestäubet / herauß kommen / als wann er in einer Mühlen gewest were. Vnd sollen vberauß viel Fledermäuß darin seyn; wie in einem vnlangsten vberschickten Bericht stehet.

So rechnet einer die Baumanshöle / vnd auch die Landtafflen zur Graffschafft Wernigeroda; so auch Stolbergisch; wie oben gesagt / worden. Henricus Eckstormius, gewester Pfarrer zu Ellerich am Hartz / in der Graffschafft Hohenstein (allda Hans Gaßmann / der deß D. Luthers letzte Handschrifft bekommen / Rentmeister gewesen) schreibet an Zachariam Brendelium, Medicinae Doctorem, vnd Professorem zu Jena / vom 29. Aprilen Anno 1589. vnder anderem / also: Es ist die Höhle / so vielleicht von dem Nahmen deß Erfinders Baumanshöhl genant wird / von vnserer Vorfahren Andencken her / am Hartzwald sehr berümbt gewesen / also / daß auch dz Gerüchte davon in die benachbarte Landschafften erschollen / vnnd daher allezeit viel dieselbe zu besichtigen / oder Gebeine zu lesen / dahin gezogen / etc. Von Situation dieser Höle / vnd Wunderbarer Beschaffenheit deß vorüberstreichenden Bodeflusses / wil ich jetzo keinen weitleufftigen Bericht thun / sondern nur anzeigen / daß der Eingang dieser Höhl fast auff der Gräntze der Graffschafft Reinstein / vnnd Stolbergk / eine halbe Teutsche Meyl von der Statt Eilgerodt gelegen / auff einer Höhe / oder ebene eines Bergs / in einem grossen / vnd harten Steinfelsen. Das Loch ist fast rund / vielmehr durch Natur / als durch Kunst / so außgemacht / vnd so enge / daß mehr / als einer / in die Höhe zu gehen / oder kriechen / nicht könne. So bald man hinein kompt / erzeiget sich eine tieffe Höhle / wie ein Gewölb / oder Schwibbogen / also gewachsen / vnnd so räumblich / vnd groß / daß ein ziembliches Hauß drinn stehen könte. Vnd diese Höle streckt nach der Länge / vnnd Breyte / gleichsamb Aeste auß / durch die Löcher der Felsen / so mancherley / daß je eine in die ander / durch wunderliche heimbliche Gänge / so bißweilen eng genug sich ziehen / also / daß man zu weilen durchkriechen / oder weiter hinab steigen muß / da sich denn die Jenige / so alles eygentlich besichtigen wollen / sich mit Wachsleuchtern / vnd Fewerzeug / wol versehen müssen / damit sie das Liecht / so endweder von den Dünsten der Erden / oder bösen Gespensten / wie viel darfür halten / verleschen / wider anzünden können. Vnd damit sie nicht / wegen vielheit der mancherley Gänge / vffm Rückwege / deß Wegs verfehlen mögen (welches dann vielen / nit ohne Verlust Leibs vnd Lebens / widerfahren ist /) pflegen etliche Stroh / oder andere Sachen / hinter sich nach zu zetteln / oder viel Faden / vnd Seyle / an einander zu binden / daran sie den Weg wider zuruck lernen können. Es werden auch in der Nachbarschafft schlechte vnd geringe Leuthe gefunden / welche / weilen sie offt solche Löcher durchkrochen / sich derowegen / von frembden Leuthen / vmb geringen Lohn / ihnen die Höhle zu zeigen / dingen lassen. Es strecken sich aber diese Höhlen / so vnder der Erden seynd / vnter den hohen Felsen sehr weit auß / daß keiner ist / der da sage / er sey zu Ende derselben kommen / ob schon etliche viel Tage sich darinnen auffgehalten / auch nicht mit vngewissen Gründen bejahen / sie seyen vber 4. Teutscher Meyl Wegs weit mit durchkriechen in den Höhlen fortkommen / vnd nicht vnweit gewesen von den Orten / da Goßlar / die Reichs-Statt / gelegen ist. Es ist aber Goßlar von Eilgerodt vber 4. Meylen abgelegen. Vber diß Wunder der Natur / welches billich alle Menschen zu beschauen / lust haben / seynd auch noch andere Dinge / welche in diesem Loch gefunden werden. Nicht weit vom ersten Eingang / da die Höhle / wie gesagt / so bald sich weit außbreitet / quillet auß einem Stein ein heller Brunn / welcher von vielen geholet wird / vnd helt man darfür / er treibe den Stein von einem Menschen / etc. Vnd ist dieses denckwürdig / daß / so man dieses Wasser in einem Glaß aufffängt /

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Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_329.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)