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Roßla.

Ein Orth von der Gülden Au / an dem Fluß Helmb / zu nächst an der Graffschafft Stolberg gelegen; von dannen man eine halbe Meyl zu der sehr verwunderlichen grossen Steinklippe / der Baurenstein genant / rechnet / davon oben bey Angstdorff gesagt worden. Melchias Nehel gibet dieses Roßla der Fürstlichen Altenburgischen Lini: Aber Anno 1649. den 3. Julij / ist von einem hohen Ort bericht einkommen / daß selbiges denen von Berlipsch eigentümlich zuständig / aber vnder Chur-Sächsischer Bottmässigkeit gelegen seye. Es ist auch ein Roßla im Anhaltischen / davon oben im Eingang vnd Beschreibung selbigen Fürstenthumbs.

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Roßwangen / Roßwein / Ruspen / Rusvinum.

An der Freybergischen Mulda / zwischen Dobeln vnd Nossen / soviel gedachte Meißnische Klagschrifft auch vnder die abgebrante Chur-Sächsische Stätte / mit dem Nahmen Roßwein setzet. Vnd sagt Nehel / in Beschreibung Meissen / vnnd deß Meißner Creysses / am 251. Blat / daß vnder dem Ampt Nossen / (welcher Ort / wie gesagt / in dieser Nachbarschafft / vnd an der Mulda / gelegen /) Siebenlehen / vnd Roßwein / seyen. Daß also dieses Rusvinum vnderschiedliche Teutsche Nahmen haben muß. Liegt nahend dem Closter Zell / deme es auch von dem Stiffter Othone, an stat deß Dorffs Ober-Laußnitz / allda die Statt Freyberg / als das Freybergische Bergwerck auffkommen / erbawet / geben werden ist; wie Dreslerus, in seinem Stättbuch / am 528. Blat / berichtet. Deß Mercatoris Tafel nents Rusken.


Rotburg.

Ist ingleichem vnder den abgebranten Chur-Sächsischen Stätten / in dickgemelter Klag-Schrifft / begriffen: wo aber solcher Ort gelegen seye / wird nicht gesagt. In der Obern Laußnitz zwar / liegt / vnderhalb Görlitz / an der Neisse das Stättlein Rotenburg / so aber denen von Saltza / wie Nehel p. 283. im Jahr 1641. schreibet / gehöret; wiewol der Herr Churfürst zu Sachsen / der Zeit / Erb- vnd Landsfürst in Laußnitz ist. Petrus Bertius, hat sich / in seinen Tabulis Geographicis, Contractis, p. 311. An. 1603. gedruckt / ziemblich verstossen / daß er nicht allein dieses Rotenburg in Nider-Laußnitz setzet; sondern auch / vnd was das meiste ist / solches / mit Rotenburg an der Tauber im Franckenland / vermischet. Es ist aber bey ihme dieser Irrthumb vom Teutschland nicht allein / sondern deren gar viel / die er / in seinen vnderschiedlichen Büchern / de Rebus Germanicis, sonders zweiffels daher / begangen; weilen er der Teutschen Sachen nicht recht erfahren gewesen / vnd es ihme an nothwendigem Bericht ermangelt; oder er dem jenigen zuviel getrawet hat / der den Text zu den obgedachten Tabulis erstlich Teutsch gemacht / den er Bertius hernach in das Latein verkleydet hat; wie Merula (der solche ihme Anfangs auffgetragene frembde Arbeit nicht annehmen wollen) bezeuget. Welches desto mehr allhier zu erinnern gewesen; weilen viel deß Bertii Büchern (der sonsten Gelehrter Mann / so viel gute Sachen geschrieben) völligen Glauben zustellen; da doch irren Menschlich ist; darzu wir vns auch bekennen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_303.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)