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wenigst eine Grävin. Siehe / von deme / was gesagt worden / neben Mynsingero, in seinen Consiliis; Item Cranzio, Chytraeo, Buntingo, vnnd andern auch Laurentium Peccenstein / part. 3. Theatri Saxon. fol. 177. seqq. vnd Iohan. Angel. à Werdenhagen, de Rebus. publ. Hanseaticis, part. 3. cap. 6. fol. 229. col. 1. seqq. In dem nächsten Teutschen Krieg / hat Quedlinburg auch viel erlitten. Vnd lagen / vnder andern / Anno 1640. Schwedische allhie / Anno 41. den 10. 20. Maij / thate der Keyserisch Obrister Laba / mit zwey tausent Curassiern / allda einfallen / vnd versahe deß Bannerischen Leib-Regiments Quartiermeister / gewarneter Dingen / seine Schantz; vnd bekame gedachter Oberster bey 500. Reisiger / vnd tausendt Marquetender / auch andere Commiß-Pferde / sampt 3. Gutschen Frawenzimmer / das viel Geld bey sich hatte / zur Beut; den Ort aber hat er wider verlassen. Anno 1642. seyn die Schwedisch-Königsmärckische / im Frühling / hieher kommen / so die Burger / vnd das Feduarisch Croatisch Plunderwerck / geplündert / in 50. Pferd / vnd bey 60. vnberittene Knecht / bekommen. Hernach hat es bey Quedlinburg einen Scharmützel / zwischen den Keyserischen / vnd Schwedischen / gegeben / da beyderseits etliche geblieben / vnnd gefangen worden seyn. Anno 43. als sie / die Schwedischen / Halberstatt blocquiren wolten / seyn sie wider hieher kommen. Siehe Tomum 4. Theatri Europ. f. 646. b. 919. b. vnd Tom. 5. fol. 113. b.


Questenburg.

Ein Dorff vnd altes Berg-Schloß in der Graffschafft Stollberg / vornen am Hartz / in einem tieffen sehr engen / vnd auff beyden seyten mit vberauß hohen / vnd holen Felsen vmbgebnen Thal / gelegen.

Allda ist zu sehen 1. gleich oberhalb dem Dorff ein sehr starcker Brunn / welcher so bald in seinem Außsprung eine Mühlen treiben kan / vnd macht erstlich daselbst ein Teichlein / darnach laufft er stracks vnter einen sehr hohen Felsen / vnd verleuret sich daselbsten / mit einem ziemblichen Geräusch / vnd berichten die Leuthe deß Orts vor gewiß / daß solcher Bach in der Ascherslebischen See / welche 8. Meylen davon gelegen / wider herauß fliesse.

2. Etwan ein guten Büchsen Schuß / unterhalb dem Dorff / gegen dem alten Berg-Schloß vber / ist eine grosse / vnd geraume / nicht allzu tieff vnter sich in einen Felsen gehende Höle / das Eißloch genant / weil Sommerszeit / je heisser die Sonne scheinet / je härter es drinnen gefrieret / auch zu weilen recht schneyet: hergegen / je Kälter es im Winter heraussen / je heisser es in der Höle ist / daß es auch einen Schwaden gibt / wie in einer Badstuben. Vnd ist das gantze Gebürge / vnd die Felsen / vmb diese Questenburg mehrentheils hol / vnd voller Löcher / gleich wie außgehawene Fenster.

3. Gleich neben diesem Dorff Questenburgk abwarts zur rechten halb am Berge / ist noch eine Höle in einem Felsen / auch vnterwarts gehend: in welcher sich findet ein natürlich hohes / vnd weit eingefangenes Gewölbe voller Wasser / wie ein Teich sehr tieff / daß man es mit Stangen nicht ergründen / noch mit den angezünten Wischen vberleuchten kan / vnd ist gantz still daselbst. Gedachte Höle ist voll einer Art Tropffsteine / gantz krauß / wie Wolle / daher solche Art Tropfsteins Erdwolle / oder Lanugo terrae genennet wird.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_295.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)