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ein gewisses erleget. Vnd werden in solche Fraternitet nicht allein Notarii, sondern auch Doctores, vnd Magistri, nach eines jeden Beliebung / auffgenommen. Im Herbst Monat haben allhie acht fürnehme Doctores Theologiae, wegen deß / von den Würtenbergischen Theologis, erhobenen Disputats von der Allgegenwart Christi nach seiner Menschheit / einen Convent gehalten / vnnd denselben Streit durch eine außführliche Schrifft erörtert. Nach dem Michelsmarckt / ist / wegen eines Glücks-Topff / ein Auffruhr entstanden. Den 8. Weinmonats vexirte sich ein Lehrjunge mit der Mume / oder KindsAemel / im Hause / hielt jhr ein Pistol für / so geladen / vnnd erschoß sie auff der stätte. Ward eingesetzt / aber endlich / nach dem er im Gefängnuß gesteupet / wider loß gelassen. Anno 1625. den 16. Hornung / ist ein Oesterreichischer alter Freyherr / mit Namen Andreas Danredel / welcher / vmb seines Eifers willen vber die Evangelische Religion / auß Oesterreich vertreiben / allhier gestorben / vnd in die Pauliner Kirche begraben worden. den 3. Maij / zu Mittag / vmb 2. Vhr / hat man in der Lufft weisse Würmer sehen fliegen / in grosser Menge / vnd sehr dicke in einander. Den 22. Hewmonats / hat sich ein Gastwirth / von einer in der Pauliner Kirchen loß geschworen / daß er nemblich sie nicht fleischlich erkandt / nicht geschwängert / noch jhr die Ehe zugesaget. Ist also von derselben Weibs-Person zwar loß gesprochen worden; aber / ehe noch das Jahr verflossen / gestorben. Den 10. Augusti / hat ein Bauer einen andern Bauren / in dem Weinkeller am Goldhan Gäßlein / mit der Hand ins Gesichte geschlagen / daß er alsbald davon gestorben. Der Thäter ward eingesetzet / endlich mit Ruten gesteupet / vnd deß Landes ewig verwiesen. In diesem Jahr hat die Statt Leipzig auch 2. Ochsen- vnd Viehmärckt vom Churfürsten erlangt; vnd hat ein Braunschwieger / Brewhan zu brawen angefangen / welcher gar wol gerathen.

Anno 1627. solte ein Hochzeit gehalten / vnd eine Jungfraw mit einem Buchdrucker Gesellen zusammen geben werden; der Bräutigam aber ist aussenblieben. Es haben gleichwol / ob schon der Kirchgang nit gehalten worden / die Hochzeit Gäste der Braut geschenkt / vnnd sich bey der angestelten Mahlzeit lustig erzeiget. Den 1. Aprilis hielte Landgraff Georg zu Hessen Beylager / mit deß Churfürsten von Sachsen ältisten Tochter / Fräwlein Sophia Eleonora / zu Torgaw / vnnd wurden folgends von Ihr Churfürstl. Durchleucht. hieher auff Leipzig begleit. Den 2. Wintermonats hat der Thürner zu S. Thomas / einen Wilden Seeraben / so grösser / als sonst ein gemeiner Rabe / auff dem Ganche desselben Thurns gefangen. Die grosse Orgel in der Pauliner Kirchen / davon 2. Meister / wegen der Gespenste / ablassen musten / wird von dem dritten / wiewol auch nicht ohne Vexirung der Gespänste / gantz renoviret in diesem Jahr. man sagt / es sollen die Mönche / so wegen der veränderten Religion auß diesem Closter weichen müssen / das vorige Werck durch jhre zauberey also zugerichtet haben / damit es nicht mehr könte gebraucht werden. Es hat aber endlich der Teuffel weichen müssen. Anno 29. brachte der Herr Churfürst von Sachsen viel Wilpret mit sich auß der Harde / vnd vnder denselben auch einen Damhirsch / der hatte am Geweihe 38. Enden / vnd lange schwartze Haar am Bauch. Es werden sonsten in diesen Landen dergleichen Hirsche nicht gefunden / ist auch / wie man sagt / zuvor kein solcher gefangen worden / weil das hochlöbliche Hauß Sachsen gestanden. Den 12. Christmonats ist M. Iohannes Fridericus, der Griechischen vnd Lateinischen Spraach / auch der Historien offentlicher Lehrer allhie am Steine gestorben / so gewogen 14. Loth. Anno 1630. im Ostermarckt / seyn allhie zu sehen gewesen / ein Weib / das kunte mit den Füssen neen / schreiben / essen / trincken / vnd Geld zehlen; Ein Kind von einem Jahr / welches vber den gantzen Leib häricht / vnnd einen Bart am Maul / auch zun Ohren herauß lange Haar gehabt; Item 2. Momomet 1. Meerschwein / vnd ein Löffelgans. In diesem Jahr ward wider ein Evangelisches

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Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)