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allem / auffgezogen / vnnd nach dem Centner verkaufft werden. Nicht weit davon ist die Roßmühle / ein schön kunstreich Werck.

Es hat auch die Statt drey stattliche wolerbawte / vnnd wolangerichte Apotecken / so Jährlichen mit fleiß visitiret werden. Im Vntertheil der Statt / am Ransteter Thore / ist ein schöne steinerne Badstuben gantz gewölbet / darinnen viel grosse küpfferne Wannen / bey dero jeder ein hoher messinger Hahn / auß welchem das frische Wasser / auff deß Badegasts begehren / nach aller Lust springen thut: Deßgleichen auch in der andern Badstuben / so vor der Thomaser Pforte anzutreffen / zugeschehen pfleget. Doch ist dieselbe nicht so artlich / vnnd fest / als die obgemelte / gebawet. Bald an der gedachten Ranstetischen Badstuben / im Zwinger / ist ein Schießgraben / darin ein schönes Schießhauß / so mit einem stattlichen Saal gezieret / für die Armbrust Schützen. Das ander Schießhauß vorm Petersthor der Büchsen Schützen / ist Anno 1631. verbronnen. Es hat auch allhie in der Reichsstrassen ein Ballhauß / Anno 1624. auffgerichtet. An den Märckten / vnnd in etlichen Gassen; findet man schöne Wasserreiche Cistern / oder Ziehbrunnen / deßgleichen etliche grosse Röhrkästen.

Insonderheit ist in der Nicolstrassen / bey einem Rathsverwandten / vnnd Handelsmann auff dem Hofe / ein schöner gewölbter Brunn im Keller / welcher sehr Wasserreich / vnd neun Ehlen tieff / vnd im Vmbfang sieben vnnd zwantzig Ehlen weit ist. Damit auch frembde Leuth in den drey Jahrmärckten / oder Messen / desto Baß möchten beherbriget werden / so ist da die Menge an schönen herrlichen Wirths- oder Gasthäusern. Der Gotts-Acker vor dem Grimmischen Thor / darauff der verstorbenen Leichen mit Predigen / singen / vnnd anderen Ceremonien / Christlich / vnnd ehrlich zur Erden bestattet werden / ist sehr groß / vnnd stehet darauff ein schöne stattliche Kirche / so Anno ein tausendt fünffhundert viertzig acht von Grund auff new erbawt worden. Dieser Gotts-Acker ist von aussen mit einer Mawer / vnnd eysern Gitter Thüren wol verwahret: Inwendig aber vmb vnd vmb mit vielen artigen Schwibbogen / vnnd Künstlichen schönen Epitaphiis gezieret / daß seines gleichen in gantz Europa schwerlich zu finden. Daran ist das reiche / vnd herrliche Hospital zu Sanct Johann / in welchem die armen Leuthe mit Essen / Trincken / Kleydern / Betten / Artzneyen / vnd andern nothwendigen Dingen / reichlich / reinlich / vnnd wol versorget werden.

Fast dergleichen Hospital hat gestanden vor dem Ransteter Thore / welches zu Sanct Georgen genennet worden / darinnen viel arme Leuthe / nach Notturfft vnterhalten / so wol auch die Findelkinder / vnnd andere Arme verlassene Waißlein / mit Kleydung / Essen / Trincken / vnnd nottürfftiger Vnterweissung versorget worden; biß so lange die Knaben zum studiren / oder Handwercken / die Mägdlein zum dienen tüchtig gewesen. Es ist aber auch dieses Hospital Anno tausend sechshundert ein vnnd dreyssig / als die Statt allbereit vom Tillyschen Kriegsvolck belagert / mit / vnnd neben den Vorstätten / abgebrand.

Es seyn auch vor diesem Thor die zwey Lazareth / oder Pestilentz-Häuser / zu befinden / welche im Holtz / oder Rosenthal / an das Wasser gebawet; deren eines der Vniversität zuständig. Da werden in Sterbensläufften die Inficirten / vnnd Krancken / hingeschaffet / vnnd mit Seelsorgern / Barbirern / Artzney / vnnd anderer Notturfft / wol versehen. Man findet auch vor der Statt vier schöne Wassermühlen. Es haben in der Landsart / da jetzund Leipzig stehet / vor Zeiten ein Schwäbisch Volck gewohnt / die Hermunduri genandt.

Vngefehr sechs hundert Jahr nach CHristi Geburt / haben sich der Oerter

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Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_217.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)