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Gera.

Dieses ist vor dem jetzigen Krieg ein feine Statt gewesen; Liegt im Voigtland / an der Elster / zwischen Zeitz / vnd Plawen. Mattaeus Dresserus saget part. 5. Isagog. Histor. daß sie vom Wiperto Grafen von Groitz / vmbs Jahr Christi 1086. sey erbawet: vnd / an statt deß alten Schlosses Osterstein in dieser Statt / ein newes / vber der Elster / zur Wohnung der Herren diß Orts / auffgeführt worden. Der Zeit gehört solche Statt den Herren Reussen / so Stände deß Reichs / vnd der Augspurgischen Confession zugethan seyn / auch allhie ein schönes Gymnasium auffgerichtet haben. Vnd hat man / vor dem jetzigen Krieg / allhie sonderlich die Pfarrkirch / bevorab die Schloßkirch / so schön erbawet / vnnd gemahlet / auch mit einem newen Altar / Predigstuhl / Orgelwerck / vnd anderm / gezieret gewesen; wie ingleichem das vntere Schloß / zu sehen gehabt. Anno 1449. haben die Böhmen / so / in dem Brüderlich Sächsischen Krieg / Hertzog Wilhelmo zu Hülff kommen waren / diese Statt hefftig gestürmet / vnd sie endlich erobert / auch darinn Herren Heinrich Reussen von Plawen / vnd Gera / den Jüngern / gefangen / der hernach in ihrem Gefängnuß starb. Sie fiengen ingleichem einen Graven von Orlamund; Item einen Burggraven von Kirchberg / vnd viel andere gute Leuth: erschlugen Mann / Weib / vnnd Kinder erbarmlich / beraubten die Kirchen / luden auff ihre Wägen / was sie in der Statt funden / führtens in Böheim / ohne hindernuß / brachen die Stattmawren nider / brandten die Statt auß / vnd zogen davon; wie in der offtangezogenen Thüringischen Chronic Adami Ursini stehet.

Johannes Bange / in seiner Thüringischen Chronick / referirts zum 1450. Jahr / vnd sagt / Hertzog Wilhelm zu Sachsen / der widerumb Böhmen in Meissen gebracht / hette Gera / deß Herrn Reussen Statt / wegen seines Einfals ins Hertzogen Land / vnnd eines spitzigen Schreibens / belagert / vnd gewonnen / hab alles erschlagen / was er lebendig gefunden / die Stattmawren nidergeworffen / dz Schloß verbrand. In der Kirchen seyen vber fünfftausendt Menschen vmbgebracht worden. Anno 1640. vberfiel allhie der Schwedisch General Major Königsmarck 2. Churfürstlich Sächsische Regiment / das Taubisch / vnd Hanauische. Anno 1641. kamen die Schwedisch Bannerischen / auff ihrer Flucht auß der Obern Pfaltz / zum theil auch hieher / vnd ist fast zuvermuhten / was in dem Tom. 4. Theat. Europ. fol. 116. vnd in der Franckfurter Herbst Relation / deß 1639. Jahrs / am 34. Blat / von dem Reussischen Stättlein Colera stehet / daß daselbst / in diesem besagten Jahr / am Heiligen Ostermontag / bey 300. Häuser / vnd zugleich die Kirch / abgebronnen / daß allein die Häuser am Marckt / vnd das Rathhauß stehend verblieben / daß solches von diesem Ort Gera möchte zuverstehen seyn / weilen man dergleichen / vmb selbige Zeit / von Gera sagen wollen / vnd sich kein Colera / aber wol Collede in Thüringen / so aber nicht Reussisch / finden lassen wil. Jedoch läst man sich diß Orths gerne weissen / vnd eines bessern berichten.


Gerenroda / Geringeroda.

Ein frey Weltlich Jungfrawen Stifft / vor dem Hartz / nahend Gallenstädt / vnd nicht sonders weit vom Stättlein Ermsleben / gelegen / darüber die Fürsten von Anhalt die Vogtey haben / mit welcher sie von den Römischen Keysern belehnet werden / vnd / Krafft derselben / sich deß meri vnnd mixti Imperii vndernehmen thun. Siehe P. M. Wehnerum, in pract. Obser. v. Vogtey / p. 653. Sie

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_167_a.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)