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Armeen vor Saalfeld gelegen / vnd die Bayrische Armee sich hieher an Wald gesetzet vnd auff dem Seltzener Berg verschantzet / den Schwedischen den Vbergang vber den Wald zu verwehren / hat diese Statt einen erbärmlichen Zustand gehabt / da die Käys. Armee vor grossem Hunger von Saalfeld ab- vnd zurück vber Wald gezogen / da ein Hauffe nach dem andern Käys. Völcker auff die Statt zugeeylet / dieselbe geplündert / die Leuth gemartert vnd geängstet / ja endlichen alle miteinander / wie eine Heerde Viehe zur Statt hinauß getrieben / daß auch endlich solch erbärmlich Spectacul einem Soldaten vnter dem Hauffen zu Hertzen gangen / so abgewehret vnd geruffen: O wehe / wie wirds vns gehen! sollen wir Glück haben? handeln wir doch ärger als Türcken vnd Heyden? Wie denn auch Gottes Rach vnd Straff nicht aussen blieben. Haben also die armen Bürger sampt ihren Beampten / deren viel nur das Hembd angehabt / mit höchstem Jammer ihr Statt verlassen vnd mit dem Rücken ansehen müssen / sich aber naher Coburg bey Nacht salviret. Auff welch Grund verderben / dann eine grosse Thewrung vnnd Hungersnoth erfolget / dz viel feiner / eherlicher Leuthe den Schubkarn an die Hand nehmen / vnnd in ander Lande nach Brod fahren müssen / die es sonst nimmermehr gedacht hetten / worüber ihrer auch viel sich zu todt geschoben. Vnd ob gleich einer oder ander heute mit grossem Schweiß etwas zu wegen gebracht / so ist doch andern Tages entweder eine Parthey kommen vnd hat es weggeraubet / oder haben sich Völcker einquartiret / daß also nicht auffzukommen gewesen. Vnd wer will alle den Jammer vnd Elend dieses außgebranden Stättleins beschrieben / der sie in diesem Kriegswesen betroffen? Daher dann schwehrlichen zu hoffen / daß sie zu vorigem Ansehen / Zierde vnd Stand kommen werde / besonders da bey den jetzigen gepresten Inwohnern nicht allein keine Mittel / sondern auch kein Muth vnd Hertz mehr / vnd vielmehr dahin trachten wie sie sich in ihren schlechten vbel gebawten Hütten behelffen / vnd also fort bringen mögen. Gott erbarme sich seiner Christenheit / vnd verleyhe daß der geschlossene Friede auch einmahl glücklich seinen Effect vnd endschafft erreiche vnd das verderbte Vatterland widerumb erquicket werde.


Eisleben / Eißleben / Islebia.

Diß ist die Haupt-Statt in der Graffschafft Mannsfeld / darzu ein Ampt gehörig: wie es aber mit solchem beschaffen sey / davon ist oben im Eingang / vnnd daselbst in Beschreibung der Graffschafft Manßfeld / Meldung geschehen. Caspar Ens, in deliciis apodemicis per Germaniam, sagt p. 261. Man halte darfür / daß Eißleben von der Egyptischen Iside den Namen bekommen habe; welche die Schwäbische Gräntzen / vnnd benachbarte Orth / nach dem Todt ihres Manns Osiridis, durchwandert sey / vnd sich zu Eißleben gesetzt habe. Siehe auch Adrianum Romanum in parvo Theatro Urbium. Aber Matth. Dresserus in seinem Stättbuch bringet eine glaublichere Vrsach / vnd sagt / daß Eißleben von den Ertzgruben also genant worden / weilen dz Ertz vnnd Eyssen / gleichsamb da ihr Leben vnd Wohnung haben. Vnd wird vmb diese Statt ein schwartzer Schiefferstein außgegraben / welcher ins Fewer gelegt / Ertz gibet. Vnd dieser Stein repraesentiret allerley Form von Fischen / Fröschen / Hanen / vnd Salamandern. In deß Sebastian Münsters Weltbeschreibung / vnnd zwar in dem Titel von dem Elsaß / da vom Bergwerck im Leberthal gehandelt wird / schreibet Johann Hubinsack / Landrichter in besagtem Leberthal / an gedachten Munsterum, vnder anderm / also: Es haben die Graven von Manßfeld / in ihrem Land / ein Schifferbergwerck / deßgleichen man

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Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_139.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)