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ergriffen / es mit vielen Thränen gehertzet vnnd geküsset / endlich auß einem Söhnlichen Mütterlichem Hertzen in einen Backen gebissen. Welchen Biß oder Narben Fridericus die Zeit seines Lebens behalten / daß man ihn genennet / Friederich mit dem Biß / oder gebissenem Backen. Als dieses Handels Marggraff Dieterich von Landsberg / Landgraf Albrechts Bruder von guten Leuthen berichtet / kam er nach Wartburg vnnd nahme diese seine junge Vettern Fridericum von dreyen / vnnd Dietzmannum von anderthalb Jahren / mit sich / ließ sie auch zum besten aufferziehen.

Hernach vmb das Jahr Christi 1275. wurden diese zween Brüder / Landgraf Albrecht in Düringen / vnd Marggraf Dieterich von Landsberg / miteinander auffstutzig / der Marggraf zog mit Ertzbischoff Conrads zu Magdeburg Hülff ins Land zu Thüringen / aber der Landgraff brachte in eyl bey 1000. Pferde / vnd viel Fußvolck zusammen / vnd jagte seinen Bruder wider auß dem Lande. Endlich Anno 1281. seynd auch die beyde Junge Landgrafen in Thüringen / Friederich vnd Dietzmann mit ihrem Vatter Landgraff Albrechten in Feindseeligkeit gerahten / seines vnordentlichen Lebens halber / welches er mit Kummer von Eysenburg in der Vnehr führete / auch dem Lande vbel vorstunde / vnd sie / als die rechten Erben / vmb dasselbe zu bringen gedachte / thete ihnen auch ohne das schmertzlich wehe / daß er ihre Leibliche Mutter / so vbel gehalten / vnd ins Elend bracht. Daher entstund endlich ein öffentlicher Krieg zwischen Vatter vnd Söhnen / in welchem beyderley Krieges Volck bey Weymar auff einander gestossen / vnnd im Streit der Junge Landgraff Friederich gefangen / vnd von seinem Vatter auff Wartteburg ein gantz Jahr gefänglich gehalten worden / hette ihn auch der Vatter wol gar lassen Hungers sterben / wo nicht das Gesinde sich vber das Edele Blut erbarmet / vnnd ihme Vnderhaltung gereicht hette / biß etliche seiner trewen Diener / durch Angebung zuvor gedachten Gesindes / auff das Schloß kommen / die ihren Herren loß gemacht / vnd mit sich weg gebracht haben. Als nun ihr Vetter / Marggraff Dieterich zu Landsbergk Anno 1282. verstorben / vnnd dessen Herrschafft diesen beyden Jungen Herren vor seinem Ende beschieden / hat dieses die Feindschafft bey ihrem Vatter noch grösser gemacht / vnd vervrsacht / daß er ihnen zu verdrieß / das Thüringer Land dem newlich erwölhtem Keyser Adolphen / vmb 12000. Marck Silbers verkauffte. Weil ihm aber der Thüringische Adel vnd die Stätte / nicht huldigen wolten / weil sie noch lebendige Erben hetten / hat der Keyser ein Kriegs Volck von Schwaben vnd Reinländern gesamblet / damit gantz Thüringer Land / ohne Warttburg / welches der Landgraff biß nach seinem Tode behalten solte / einzunehmen. Kam also im angehenden Herbst erstlichen gen Eysennach / das war domahls zu erst / darnach andere Stätte mehr / eingenommen / Anno 1293. Hernach aber Anno 1306. haben die beyden Margraffen Friederich vnnd Dietzman der Statt Eysennach hart zugesetzt / vnnd kurtzumb diesen Kauff nicht gestehen wollen / darüber die Eysennacher bewegt worden / solches an den Keyser gelangen zu lassen / welcher aber domahls mit den Böhmen zuthun gehabt / welche seiner Schwester Sohn König Wentzel zu Böheimb / verrähterlich ermordet / daß also die Sache noch nicht hat können vorgenommen werden. Vnterdessen hat Marggraf Friederich / durch listige Angebung Fraw Adelheit seiner Schwiegermutter / (welche domahls / demnach Kunne von Eyssenberg / Anno 1299. vnd das Jahr hernach / ihr Sohn Apitz gestorben / Landgraff Albrecht zur Ehe gehabt / aber seinem Brauch nach / auch nicht wol gehalten) das Schloß Wartburg bestigen / vnd seinen Vatter darauff gefangen bekommen / welchen er hernach mit der Bedingung loß gegeben / dz er ihm dz Schloß einräumen / vnd ihn vnnd seinen Bruder Ditzman hinfort an deme / deß sie berechtiget weren / vngehindert lassen solte. Begab sich also der Landgraff von Wartburg gen Erffurt / vnnd ward vor der Gemeine / gegen Vbergebung etlicher Dörffer / sampt

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Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_126.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)