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zusagt vnd versprochen / als Landtgraf Ludowig zehen Jahr alt gewesen. Worauff auch alsbald das junge Fräwlein S. Elisabeth in einer Silbern Wiegen mit viel herrlichen Kleynodien / vnd grossem Gut / auff Wartburg gebracht vnnd allda erzogen / hernach Anno 1221. dem Jüngern Landgraffen beygeleget worden ist; Als derselbe 21. S. Elisabeth aber 15. Jahr alt gewesen. Hernach Anno 1227. ist er mit Keyser Friderico in einer gemeinen Heerfarth wider die Türcken ins gelobte Land fortgezogen. Als sie aber in Apulien kommen / ist er daselbst an einem Fieber sehr kranck worden / daran er auch zu Ortrant / da sich domals die Keyserin / deß Königes zu Jerusalem Tochter / auffgehalten / am 11. Septembris seelig gestorben. Seine Gefährten aber sind mit dem Keyser fortgereyset / vnnd als sie hernach wider kommen / haben sie den Leichnamb mit sich in Thüringen geführt / vnd zu Reinhardsbrunn begraben. Anno 1228. als Landgraff Heinrich erfahren / daß sein Bruder Landgraff Ludowig gestorben / verjagte er / auß böser Leuth Rath / S. Elisabeth / mit ihren Kindern / vom Schloß Wartburg / nahm auch sonsten die besten Schlösser ein / vnd war niemand in Eysennach / der S. Elisabethen / auß Furcht Landgraf Heinrichs Vngnade / auffnehmen vnnd beherbergen wolte. Dessenwegen sie gantz erbärmlich mit ihrem kleinen Häufflein von Eysennach gen Kitzingen in Francken gezogen / zu ihrer Mumen / die doselbst Eptissin war. Von dannen ist sie zum Bischoff gen Bamberg kommen / allda sie ehrlich gehalten worden / biß die Fürsten vnd Herrn / die mit Landgraff Ludowigen fortgezogen waren / wieder kamen / vnd Landgraf Heinrichen dermassen das Gewissen gerühret / daß er sie mit viel Threnen vmb Verzeihung gebetten / vnd ihr zu Marpurg in Hessen ihr Leibgeding / vnd gute Vnderhaltung verschafft / allda sie ein Hospital vnd ein Hauß dabey / zu ihrer Wohnung / gebawet / starb hernach allda im 25. Jahr ihres Alters Anno 1231. den 29. Novembr. welchen Tag man auch hernach / als sie von Papst Urbano Anno 1235. zu Peruß in Italien canoniziret / vnd in die Zahl der Heiligen auffgenommen worden / im Pabstumb jährlich hat pflegen zu feyren. Auff ihrem Grabstein zu Marpurg solle dieses schlechte Epitaphium stehen:

Hic jacet Elisabeth, si bene fecit, habet.

Von dieser S. Elisabetha, geborner Königin in Hungarn / werden in Päbstischen Büchern / vnnd Legenden / viel Wunderwercke erzehlet / welche aber meistentheils der Warheit nicht ähnlich. Gewiß aber ist es / dz sie ein rechte Gottseelige / Tugendreiche vnd gegen die Armen sehr gutthätige Fürstin gewesen. Darumb sie auch ihr Herr Landgraf Ludowig hertzlich geliebet / vnnd auß solcher Liebe nur seine Schwester genennet. Hingegen hat man ein schrecklich Exempel einer vntrewen Ehe an Landgraff Albrechten in Thüringen / eines frommen Fürsten / Heinrici Munifici, oder Hammer genandt (der Anno 1288. den 27. Febr. gestorben / vnd zur Zelle begraben) vnartigen Sohn / der auch vff Wartburg gewohnet / der hatt sich an eine Gräffin in seinem Frawen-Zimmer / Kunne von Eysenberg gehenget / vnd mit ihr einen Sohn Apetz genandt / welches ein Diminutivum von Albrecht ist / gezeuget / vnd hingegen seinem Gemahl nach dem Leben gestanden. Darumb sie auff Rath guter Leuthe sich in die Flucht begeben müssen / vnd wird noch auff dem Schloß der Orth gezeiget / allda sie selb fünff Personen von einem Fenster auff einen Felsen hiernider ist gelassen worden. Dieselbe Nacht ist sie kommen biß gen Kreyenberg / so domals der Abt zu Hirschfeld zugestanden / der Amptmann allda ließ sie geleiten biß gen Fulda / da embfieng sie der Abt mit grosser Reverentz / vnd ließ sie ferner / biß gen Franckfurt bringen / allda sie auch / wegen Keyser Friederichs ihres Vatters / gar schön empfangen / da sie auch in einem Jungfrawen Closter verblieben / vnd das folgende Jahr 1270. verstorben. Sie hat aber ihre zweene Söhne Fridericum vnnd Dietzmannum mit betrübtem Hertzen hinder sich lassen müssen / darumb sie in solchem grossen Hertzenleydt / ehe sie abgeschieden / ihr ältest Söhnlein Fridericum

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Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_125.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)