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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

besonders in protestantischen Gegenden, bereits als Aberglaube beanstandet und beseitigt wurden, und so mochten sie Schwierigkeiten machen, die den Zudrang stoppten; wir hören, daß in der Umgebung der eine und andere an Johanni auch wohl zu Hause nach Krumbader Sitte ein 24 stündiges Bad nahm[1], was darauf hindeuten mag, daß man in Krumbad nicht so leicht zum Ziele kam. Immerhin war das „Johannisbad“ im Krumbad 1651 noch Sitte und wurde nun erst auf Einschreiten des Bisch. Vikariates abgeschafft.

Nun war das Johannisbad, wie schon angedeutet, nicht ein nur dem Krumbad eigentümlicher Brauch, man trifft es vielmehr auch an anderen Badstätten, und gerade an alten, meist an solchen, die sich bis in die Römerzeit zurück nachweisen lassen (womit aber nicht römischer Ursprung ausgesagt werden soll). In Baden-Baden z. B. fand Martin Zeiller, wie er in seinem Itinerarium Germaniae 1632 (I 226) erzählt, als er am Vorabend des Johannestages dorthin kam, erst nach langem Suchen Unterkunft, „weiln so viel Badleuthe, sonderlich Bauren, verhanden waren, die wegen der S. Johans Nacht ihnen einbildeten, wann sie selbigen Abent badeten, daß sie hiedurch das gantze Jahr für Krankheiten solten befreyet seyn“. Es handelt sich da um ein weitverbreitetes religiöses Vermächtnis der heidnischen Vorzeit (übrigens nicht germanischen Ursprungs), dem in christlichen Zeiten die Beziehung des hl. Johannes zur Taufe im Jordan ein besonders zähes Leben verlieh (Martin 20 ff. Beispiele für Württemberg bei Memminger). Selbst in Afrika hatte schon der hl. Augustinus abergläubische Wallfahrten von Christen ans Meer mit Bad an Johanni zu rügen[2]. Noch Durandus, der Kanonist des 13. Jahrhunderts, weiß, daß die Feuerfeste an Brunnen zu Johanni heidnischer Herkunft sind (Rationale divin. off. VII 14), und viel zu niedrig griffen die protestantischen Kirchenbehörden, als sie den Brauch als einen „Ueberrest des Papsttums“ bekämpften. Wie nahe die Beziehung


  1. Derlei kam indes auch anderwärts vor, z. B. im Unterelsaß (Martin 21).
  2. Augustinus, Sermo 196, 4: .„Natali Joannis… de sollempnitate superstitiosa pagana Christiani ad mare veniebant et ibi se baptizabant.“ Ohne Anführung einer Stelle sagt Weinhold 44, Augustin eifere gegen den schlechten, aus dem Heidentum zurückgebliebenen Brauch, in der Nacht und am frühen Morgen des Johannisfestes sich in Quellen, Teichen und Flüssen zu baden; mir ist eine solche Stelle nicht bekannt.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)