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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

Es sind: Felicitas, Vitus, Urban, Anna, Waltburg (in der Weihe von 1727 ist Waltburg an die erste Stelle nach Felicitas gerückt).

Das Patrozinium der hl. Felicitas (Fest am 23. Nov.) gibt zu denken. Gewiß, es kann einem Zufall seine Wahl und die erste Stelle verdanken, etwa daß einer wohlhabenden Patrizierin der Reichsstadt Augsburg namens Felicitas in diesem Bad Erfüllung ihrer Wünsche geworden sei, was sie veranlaßt habe, die Mittel zum Neubau der Kapelle zu stiften und daran die Bedingung zu knüpfen, daß die Kapelle nach ihrer Namensheiligen benannt werde; derlei Stifterwille hat wohl zu aller Zeiten (vgl. St. Maria-Maggiore) und erweislich auch um 1500 die Wahl von Patrozinien beeinflußt. Aber gleich wieder werden die „Bemühungen aus dem Ungewissen ins Ungewissere verleitet“. Die heiligen Quellen der Heidenzeit, verehrt als Sinnbilder der Fruchtbarkeit, worüber noch zu reden sein wird, und Felicitas, Patronin der Mütter –, als Märtyrin-Mutter von sieben Märtyrer-Söhnen ein heiliges Symbol ehelicher Fruchtbarkeit –, angerufen um Erlangung männlicher Nachkommenschaft –, auch einer ihrer Söhne (Alexander) als Patron gegen die Frauenkrankheit des Blutflusses angerufen![1] Und in alte Zeit geht ihr Patrozinium im Bistum Augsburg zurück, aus alten, zum Teil „römerverdächtigen“ Orten, wie in Roggden (bei Wertingen), in Bobingen, auch in Augsburg findet es sich und in Schäfstall (BA. Donauwört) haftet es an einer „Wandelkirche“ auf einsamer, steiler Höhe, auf der man eine heidnische Kultstätte vermutet (Bist. A. 2, 709).

Der hl. Vitus (15. Juni), ebenfalls von altersher als Patrozinium beliebt, Schutzherr gegen Ungewitter (Blitz), auch in mancherlei Krankheit angerufen, Erbe heidnischer Gottheiten auch an Quellorten (Weinhold 43), gehört schon zum Kreis der Sonnwendheiligen (Panzer 2, 43). Als Blitzheiliger mag er am Brunnenort Krumbad Eingang gefunden haben, auf grund der hier durch die Entstehungssage verbürgten mythischen Vorstellung vom Zusammenhang von Feuer und Wasser, die im Gewitter eine Einheit darzustellen scheinen.

Urban sodann, ein Maiheiliger (25. Mai), steht in naher Beziehung zur Fruchtbarkeit des Bodens, ist Wetter- und Fruchtbarkeitspatron mit uralter Verehrung, die unter Freudenfesten begangen wurde und so fest eingewurzelt war, daß sie


  1. Vgl. D. H. Kerler, Die Patronate der Heiligen, 1905, 256 und 45.
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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 492. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)