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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

des Brunnens aus einem Brand, die ursprungsweise Verbindung der drei Quellen des Krumbads mit drei Zündstellen, stammt jedenfalls aus der Volksphantasie, und in den beiden Adelsberichten findet sich davon nichts. Sollte nicht auch hierzu, zu diesem unmittelbaren Zusammenbringen von Feuer und Wasser im Sinn von Ursache und Wirkung, ein Rest der uralten Brunnensage am Ort den Anstoß gegeben haben, dem umdichtenden Volk die Arbeit zugleich erleichternd, ein Rest, dem seinerseits nun durch solche Umdichtung wieder ein volksmäßiger, ein dem Volksgemüt zusagender Sinn eingehaucht wurde? Ohne eine alte Sage am Ort, die in irgend einer Form den Heilbrunn mit dem Feuer in Beziehung setzte, bleibt jener Zug der Adelheidsage doch recht befremdlich. Die Phantasie schon des hochmittelalterlichen Menschen brachte Feuer und Wasser nicht mehr so leicht miteinander in Verbindung: der Benediktbeurer Mönch, der um 1160 einen so genauen, merkwürdig sachlichen Bericht über die Wiederentdeckung des Heilbrunns bei Tölz verfaßte[1], meldet gleich einleitungsweise, wie sehr sich die Augenzeugen verwundert hätten, als bei der Entdeckung ein hellroter Schein über der Brunnenstube die sich entgegengesetzten Elemente einträchtig hervorbrechend gezeigt habe. Dagegen der mythischen Vorstellung alter Zeiten war es ganz geläufig als Urheber des Quellwassers den in die Erde fahrenden Blitz zu denken. So eng verwandt ist die Vorstellung des an den Zündstellen hervorbrechenden Wassers mit jener mythischen, daß kaum ein Zweifel bestehen kann, dieser Zug sei der Ueberlieferung über den Adelheidsmord hinzugewachsen aus mythischer Sage, die am Krumbader Quell haftete. Drei Feuer mußten ja wohl in der Naturmythe den drei Quellen entsprochen haben; so ergaben sich wie von selbst für die drei Brunnen die drei Zündstellen. –

Beim Marschalk also, wie wir sahen, ist der Zusammenhang zwischen Mord und Quell nur ein anlaßweiser und als solcher höchst verschwommen; die Volksvorstellung, auf das Anschauliche und Greifbare gerichtet, heftete die Meintat an den Quellort selbst, wo uralte Sagen dazu aufforderten. Quellen bevorzugte die Sage weithin als Gotteszeugnisse der Unschuld, und leicht konnte diese Sagenvorstellung ihren Weg nach Krumbad


  1. Mitgeteilt von B. Pez, Thesaurus anecdotorum novissimus III 3 (1721), 647–656.
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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 487. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/17&oldid=- (Version vom 1.8.2018)