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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

hätte; hier nämlich sucht die spätere Ursberger Tradition (kaum vor 1700) das „Hilpelsperg“ des Marschalks, indem sie ob dem Krumbad eine Hiltiboldsburg sich erheben läßt, die, von Hiltibold von Krumbach 1145 erbaut und nach ihm benannt, in der Folge spurlos verschwunden sei. Nun hat es allerdings um besagte Zeit einen Hiltibold von Krumbach gegeben und die Ursberger haben den Namen nicht aus der Luft gegriffen, freilich auch nicht weit hergeholt – sie fanden ihn im „Traditionsbuch“ ihres eigenen Klosters –, jedoch die Hiltiboldsburg ist eine ursbergische Erfindung und ein Luftgebilde; die Rasur fegt sie hinweg, abgesehen davon, daß sie nie urkundlich erwähnt wird. Denn hätte M wirklich mit „Hilpelsperg“ eine Burg ob dem Krumbad gemeint, so hätte er als Nachbarort Krumbach nennen müssen und damit den Ursbergern das Ausradieren erspart. Stand aber „Waldstetten“ da, so begreift man die Rasur: die Ursberger hielten sich an die Volksüberlieferung, wonach der Ort der Quelle auch der Ort der Untat war, und konnten darum mit einem „Hilpelsperg non longe a Waldstetten“ nichts anfangen, da Heubelsberg und Waldstetten mehr als zwei Stunden von Krumbad entfernt liegen. Für M dagegen ergab sich keine Unstimmigkeit aus der örtlichen Getrenntheit von Heilquell und Untat; denn er behauptet nicht, daß der Quell am Ort des Verbrechens entstanden sei, sondern drückt sich vorsichtig und allgemein dahin aus, daß die edle und sittsame Frau Anlaß geworden sei zum Auftauchen des Quells (occasione huius mulieris emersit fons).

Was ist nun aber zu halten von der Ortsangabe bei M? Entspricht sie der Wirklichkeit und war demnach die Heubelsburg der Ort des Verbrechens? In Archiven wird M hierüber schwerlich etwas gefunden haben; aus der mündlichen Ueberlieferung vielmehr stammt höchst wahrscheinlich die Angabe. Denn frei erfunden ist sie nicht; freie Erfindung hätte den Marschalk schon vor den Ursbergern auf das Krumbad, den Ort des Heilquells, geführt oder doch in dessen nächste Nähe, nach Krumbach etwa, wo ja ebenfalls Ellerbacher saßen, was ihm kaum unbekannt war. Und die Untat muß gewaltiges Aufsehen erregt haben; sollte da 120 oder 150 Jahre hernach keine Ueberlieferung mehr in der Umgebung, nicht bei Adelsfamilien, nirgends im Volk, lebendig gewesen sein auch über den Ort des Verbrechens? Und wenn, warum sollte sie nicht völlig glaubhaft sein? Gerade weil sie vom Quellort wegführt, also zu der nächstliegenden

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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 481. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)