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Herzog Sigismunds von Oesterreich — verschiedene Pfarren verwaltet hatte, noch in hohem Alter als Kirchherr und Hofkaplan der Fürstin nach Rottenburg berufen wurde. Auch dieser Mann, der amtlich seit langem und viel mit Mechthild verkehrte, gehörte zur literarischen Umgebung der Fürstin und wenn er, wir wissen leider nicht wann, seine Uebersetzung des Pantschatantra, sein Buch der Beispiele der alten Weisen 119) dem Grafen Eberhard widmete, so wird sicherlich auch hier Mechthild die geistige Vermittlerin gewesen sein.


     Wenn wir heute durch die stillen Strassen der Oberamts- und Bischofsstadt Rottenburg wandern, so will es uns nicht recht einleuchten, dass hier einst reges Leben geherrscht. Und doch ist dem so gewesen. Die Hohenberger haben im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts der Stadt den Glanz mittelalterlichen Ritterlebens verliehen. In der zweiten Hälfte des 15. wurde sie noch einmal für dreissig Jahre der Mittelpunkt einer glänzenden Hofhaltung, um die sich nicht nur schwäbischer, sondern auch österreichisch-steirischer Adel scharte. Noch ein Jahrhundert später, um die Mitte des 16., berichtet die Zimmerische Chronik 120): »Mechthilds Wesen und Hofhalten ist aller Freuden und Wollusts, so man erdenken und gehaben mochte, überflüssig voll gewesen; hätte auch Frau Venus Berg können genannt werden, darin man spricht so viel Freuden sein; — sie hat zu Rottenburg grosse Höfe, auch köstliche Fastnachten gehalten« und ich führte schon an, dass dieselbe Chronik in Mechthilds Rottenburger Hofleben das Vorbild für Hermanns von Sachsenheim Schilderung des Venusberges gefunden zu haben meinte. So wenig das letztere wahrscheinlich 121), so wenig glaubhaft ist nun aber auch, was an eben diesem Orte 122) sonst über