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Befehl sei; auch fand er für persönliches Missgeschick, das ihn gerade damals traf, als er Esslingen flüchtig verlassen musste, in Petrarca’s Schrift gleichsam eine Arzenei.

     Mechthild nahm keinen Anstand daran, wenn Schriften, die ihr aus andern Gründen zusagten, das eigene Geschlecht nicht gerade ehrerbietig behandelten. Sie war eine vorurteilslose Frau, der Schmeichelei abhold, und Nicolaus betont es ausdrücklich, er wolle die Fürstin nicht weiter rühmen, um nicht, darin ganz im Gegensatz zu den oft überzeugungslosen Dichtern italienischer Höfe, der Liebedienerei geziehen zu werden 104), wie es denn auch bemerkt zu werden verdient, dass Nicolaus zumeist nur aufgefordert seine Ueberzetzungen verfasste und nicht um des Geldes willen 105). Charakteristisch für die Natürlichkeit und Einfachheit der Fürstin ist folgender Zug. Man hatte es dem Nicolaus vorgehalten, dass er nicht wie andere reichsstädtische Schreiber die Erzherzogin mit »durchlauchtig hochgeboren« titulierte, sondern es an dem einfachen »durchlauchtig« bewenden liess, denn, meinte er, »durchlauchtig« schlösse schon »hochgeboren« in sich, es nachzusetzen wäre also unlogisch. Als er sich in dieser Weise bei der Frau Erzherzogin verantwortete, verstand sie sogleich den wahren Grund und sagte ihm, er solle nur nach wie vor schreiben; sie wäre damit zufrieden 106). Da diese Worte doch gewiss ein Beweis für die Wertschätzung des Mannes sind, so werden wir uns nicht wundern, wenn Mechthild dem Nicolaus auch Einsicht in ihre Correspondenz gestattete und ihm gelegentlich die Beantwortung empfangener Briefe überliess, wie z. B. jener, die sie von der wegen ihres lateinischen Styles berühmten Hippolyta Sforza, der Gemahlin des Königs Alfons II. von Aragonien und Neapel erhalten hatte 107). Ja der Fürstin Huld für Nicolaus ging