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von Mömpelgard und ihres Sohnes Graf Ludwig von Würtemberg, bei dessen Ehevertrag mit der Pfalzgräfin Mechthild im Jahre 1419 er zugegen war. Sein gleichnamiger Sohn 17), der 1508 als Landhofmeister starb, war unter Mechthilds Regierung in den Jahren 1471—1482 Landvogt zu Rottenburg. Hermann starb am 31. Mai 1458 und liegt in der Stuttgarter Stiftskirche begraben 18). Seine Grabschrift, die er sich selbst gedichtet hat, ist nicht das einzige literarische Denkmal, das uns von ihm erhalten geblieben ist. Wir besitzen ausser einem nicht gerade saubern Minnegedichte 19) von ihm noch, und zwar in hohem Alter verfasst, mehrere ritterlich-religiöse Dichtungen im Gewande lehrhafter Allegorie, wodurch man im 15. Jahrhundert wenn auch vergeblich den reineren Rittergeschmack zurückführen zu können meinte. Zwei derselben interessiren uns hier, da sie unserer Mechthild gewidmet sind. Der Spiegel und die Mörin sind von Hermann verfasst, als er dem neunzigsten Lebensjahre nicht mehr fern stand, und erregen, so gering an poetischem Wert sie sonst sein mögen, durch den frischen Ton, die rege Kraft und muntere, freilich oft derb ausartende Laune unsere Verwunderung. Im erstgenannten, älteren Gedichte 20) hat sich der Dichter vor der Kaiserin Frau Abenteuer wegen seiner Treulosigkeit zu verantworten; die Mörin 21), die uns an die Mohrenkönigin Belakane im Parzival, deren Name Brunhild an das Volksepos gemahnt, ist gleichfalls eine Allegorie ähnlichen Inhalts, eingekleidet in die auch im Fastnachtsspiel so oft angewandte Form einer Gerichtsverhandlung und zusammengesetzt aus den Volkssagen vom Venusberg, vom Tannhäuser und treuen Eckhart, die vom Dichter mit dem ritterlichen Minnewesen in Berührung gebracht sind. Hermann, der im Spiegel 22) der Fürstin hohen Verstand und ihre Gottesfurcht rühmt,