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eine begeisterte Verehrerin, eine anregende Gönnerin gefunden. Die absterbende Generation des mittelhochdeutschen Ritterthums sah in ihrer glänzenden Hofhaltung eine Erneuerung der einst sangesliebenden Höfe zu Eisenach und Wien, andererseits gemahnt uns derselbe Hof, wenn auch in abgeschwächter Weise, an die italienischen Musenhofe der Visconti, Sforza, Gonzaga und Malatesta. In Mechthilds Umgebung, durch sie litterarisch angeregt, begegnen wir zuerst den Männern, die am italischen Humanismus geschult, es sich haben angelegen sein lassen, diesen der deutschen Heimat zu übermitteln.

     Zu Mechthilds Zeit war die Blüthe der deutschen Ritterdichtung längst vorüber. Mit der Verrohung und Entartung des Standes, der diese Dichtung geweiht und getragen hatte, war auch sie selbst dem Verfalle preisgegeben. Wo etwa seit 1350 noch Erzeugnisse der ritterlichen Poesie entstehen, da sind es Nachahmungen, vereinzelte Spätlinge. Das Ausklingen und den Abschluss bezeichnet im Südosten, in Tirol Kaiser Max, der »letzte Ritter«, der noch einmal in Glanz und Pracht die mittelalterlichen Ideale in sich zu verkörpern suchte, in Süddeutschland, und hier schon etwas früher, der baierische Hof zu München 15), in Schwaben Mechthilds Hof zu Rottenburg. Zu letzterem in näheren Beziehungen stehen zwei Ritter, der Schwabe Hermann von Sachsenheim und der Baier Jacob Püterich von Reichertshausen.

     Hermann von Sachsenheim 16), geboren 1365, entstammte einem den würtembergischen Grafen lehenspflichtigen Geschlechte, das sich nach dem Städtchen Gross-Sachsenheim bei Vaihingen an der Enz nannte. Er war würtembergischer Rath, 1431 und in den nächsten Jahren auch Beisitzer des Stuttgarter Lehensgerichts und stand in Diensten der Henriette