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kann. Sie war eine Freundin der Musik und des Gesanges. Ein bairischer Ritter, den wir noch kennen lernen werden, hatte gehört, dass in Mechthilds Umgebung drei Jungfrauen weilten, die beim Gottesdienst gleich den Engeln im Himmel sangen; auch das erwähnte Rechnungsbuch gibt für Mechthilds musikalische Neigungen Anhaltspunkte 11). Die bildende Kunst fand gleichfalls in Mechthild eine freigebige Förderin. Der schöne 1847/8 restaurirte Röhrenbrunnen vor der St. Martinskirche zu Rottenburg verdankt ihr sein Entstehen; sie hat ihn 1470 erbauen lassen 12). Von einem andern Kunstwerke ist leider nur die Kunde auf uns gekommen. Im Jahre 1474 wurde dem Albrecht Rebmann, Maler von Nürnberg und seinem Schwager, dem bekannten Ulmer Maler Hans Schühlein die Altartafel im Chor derselben Kirche um 425 Gulden zu fassen, d.h. malen verdingt. Die Hälfte der Kosten trug die Erzherzogin 13). Ein späterer Chronist 14) aber berichtet von unserer Fürstin: »sie, deren Wappen und Gedächtniss hin und wieder in den Kirchen, Fenstern, Epitaphiis, Altären und sonsten in der Stadt vielfältig zu finden, hat die Kirchen mit schönen Altären, Orgeln, Ornaten und andern Gottesgaben herrlich begabt, mit Gemälden auf das schönst und köstlichst zieren, auch die Stadt mannigfach mit nützlichen und notwendigen Bauwerken erbessern lassen«. Am interessantesten und lehrreichsten aber für die Würdigung dieser Frau sind ihre Beziehungen zur schönen Litteratur. Mechthild steht in der deutschen Litteratur an dem Wendepunkte zweier Zeiten und Litteraturgattungen. Für die alte conventionelle Ritterdichtung des ausgehenden Mittelalters war ihr Rottenburger Hof eine der letzten Zufluchtsstätten, aber auch die neue an der italienischen Renaissance gebildete deutsche Prosalitteratur hat bei ihr zuerst volles Verständniss, in ihr