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Christoph Pauditz wollte das Wort durch sein rasches Eintreten abschneiden; es war schon ausgesprochen. Eccerus stand bestürzt und gänzlich außer Fassung auf, ließ seine Papiere zurück, schlug die Hände in einander und entfernte sich schleunigst, um zu solchem Beginnen wenigstens nicht behülflich gewesen zu sein.

Der Maler trat Valentinen näher. Er blieb volle zwei Stunden in ihrem Cabinet. Als er sie verließ, war sie ohnmächtig.

Valentine reisete noch an demselben Tage ab, vermachte ihr Vermögen der Kirche, gab ihre Lehen ihren Anverwandten und dem Kaiser zurück und trat in ein Kloster der Ursulinerinnen in Innerösterreich.

Bernwardus blieb lange für Jeden, außer für seine nächste Umgebung, unsichtbar. Dann ließ er Pauditz rufen.

– Du hast sie gesehen? fragte er düster.

– Ja, hochwürdigster Herr.

– Male mir ihr Bild, damit ich noch einen Trost besitze.

Pauditz malte die letzte Scene des Glückes der Welt, welche Valentinen beschieden war, diejenige, von welcher er Zeuge gewesen. Es zeigt eine edle Auffassung, ein Helldunkel, welches an den Lehrer Pauditzens, an Rembrandt erinnert, und eine Wahrheit der Darstellung, welche täuschend, aber darum doch nicht ängstlich gehalten ist. –


Dieser deutsche Künstler hat höchst geschätzte Werke in den ansehnlichsten Gallerien. Er starb 1666, aus gekränktem Künstler-Ehrgeiz. Er malte mit Franz Rosenhof, auch Roster genannt, ein Bild um die Wette, wie der Wolf ein Lamm zerreißt, was den Fuchs lockt, zur Mahlzeit heranzuschleichen, und ward von seinem Gegner überwunden. Christoph Pauditz war übrigens ein guter Thiermaler.




Gerard Dow.
Von ihm selbst.

Das Menuet.

Wir treten in das Atelier des Meisters Gerard Dow zu Leyden. Dasselbe bietet einen bewunderungswürdigen Anblick dar. Im Gegensatze zu den Werkstätten eines Rembrandt und Teniers, wo die verschiedenen Gegenstände und Geräthschaften in großer, fast zu genialer Unordnung umher lagen und standen, herrschte hier eine Ordnung und eine Sauberkeit, die sich vom Großen bis auf das Geringste herab erstreckte. Die Meubles, die Staffeleien waren malerisch gruppirt; mit ausgezeichnetster Sorgfalt war jedem Geräthe der entsprechendste Platz angewiesen. Die sinnreichsten Vorkehrungen waren getroffen, um von den kleinen, auf den Staffeleien befindlichen Gemälden, diesen fast immer vollendet reinen Perlen, den Staub abzuhalten, welcher die zierlichsten Arbeiten vor allen andern Feinden leicht hätte verderben können. Höchst symmetrisch und ihren Lichteffecten durchaus angemessen waren die Gemälde an den tapetenbekleideten

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/57&oldid=- (Version vom 1.8.2018)